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Sport: Der goldene Handschlag

Hertha BSC und Luizao haben sich getrennt – beide Seiten freuen sich darüber

Von Frank Kohl

und Klaus Rocca

São Paulo/Berlin. Brasilianer sind bekannt als sehr lebensfrohe Menschen. Vielleicht resultiert daraus ihre Eigenheit, selbst negativen Erlebnissen noch etwas Positives abzugewinnen. Luizao, bis Samstag Stürmer beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, hat sogar für seine fluchtartige Abreise aus Berlin noch eine beschönigende Deutung gefunden. „Das Wichtigste für mich ist, dass ich Berlin durch den Vordereingang verlassen habe, nicht durch den Hintereingang“, sagte Luizao nach seiner Ankunft in Brasilien der „Gazeta Esportiva“. „Die Zeit bei Hertha war eine wertvolle Zeit für mich. Aber manchmal passen die Sachen einfach nicht zusammen. Auch Misserfolge gehören zum Leben.“ Bei Luizao allerdings war der Eindruck entstanden, seine gesamte Berliner Zeit sei ein einziger Misserfolg gewesen.

Am Samstag haben beide Seiten den noch bis 2006 laufenden Vertrag aufgelöst. Man habe eine Lösung gefunden, „die sowohl für mich als auch für den Verein gut ist“, sagte Luizao. Nach Angaben von Herthas Manager Dieter Hoeneß hat Luizao auf rund 75 Prozent der ihm noch zustehenden Bezüge verzichtet. Angeblich hat er 2,5 Millionen Euro pro Saison verdient.

Mit der Auflösung des Vertrages wird der Etat Herthas erheblich entlastet. „Darüber sind wir sehr froh. Die zuständigen Gremien haben der Vertragsauflösung einstimmig zugestimmt“, sagte Rupert Scholz, Vorsitzender des Aufsichtsrates. Das Kontrollorgan, das von der beabsichtigten Trennung von Luizao schon Anfang der vorigen Woche informiert worden war, hatte der Verpflichtung des ablösefrei gekommenen Luizao wegen der beträchtlichen monatlichen Kosten nur mit Bauchschmerzen zugestimmt.

Auch die Tatsache, dass Luizao nun ohne Ablösesumme den Verein verlassen hat, hat keine Verärgerung ausgelöst. „Wir kennen doch die finanzielle Situation der brasilianischen Vereine. Da konnten wir kein Geld erwarten“, sagt Scholz. Nach Angaben von Hoeneß hatte der FC Santos vor Monaten 200 000 Dollar Ablöse für Luizao geboten, im Gegenzug aber gefordert, dass Hertha weiterhin 80 Prozent des Gehalts übernimmt. „Das kam für uns überhaupt nicht in Frage.“ Zum Vorwurf, er habe mit Alex Alves und Luizao zwei Fehleinkäufe getätigt, sagt Hoeneß: „Werder Bremen wollte Ailton schon wieder nach Hause schicken. Er brauchte anderthalb Jahre, um der zu werden, der er heute ist. Auch bei Alves hatten wir immer die Hoffnung, die sich leider nicht erfüllt hat.“ Und bei Luizao habe es sich wegen der vielen Verletzungen um eine „Verkettung unglücklicher Umstände“ gehandelt.

Einen neuen Verein hat Luizao noch nicht. Wechseln kann er in Brasilien erst wieder zum Beginn der Meisterschaft am 20. April. Offensichtlich hat sich der 28-Jährige Hoffnungen gemacht, wieder bei seinem früheren Verein Corinthians unterzukommen. Allerdings führt Luizao noch einen Rechtsstreit mit dem Hauptsponsor des Klubs, einer amerikanischen Fondsgesellschaft. Luizao fordert noch umgerechnet 2,3 Millionen Euro. Der Sponsor hat daher sein Veto gegen eine Verpflichtung eingelegt. Bliebe für Luizao der FC Santos. Allerdings ist das Angebot an guten Offensivspielern in Brasilien größer als die Nachfrage. Auch Rivaldo ist zurzeit arbeitslos. Und der war in Brasiliens Weltmeistermannschaft immerhin Stammspieler.

Frank Kohl, Klaus Rocca

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