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Im Halbfinalrückspiel gegen Dortmund gleich zehn gebürtige Berliner in der Startelf.

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Der goldene Jahrgang: Junioren von Hertha BSC wollen Meister werden

Die A-Junioren von Hertha BSC können dem Verein am Sonntag die erste U-19-Meisterschaft bescheren.

Der 20. Mai 2006 ist kein guter Tag für Hertha BSC. Mit einem 2:0-Vorsprung reisen die Berliner nach Gelsenkirchen zum Halbfinalrückspiel um die deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Dort haben sie aber nichts zu bestellen gegen den Nachwuchs von Schalke 04. Eine von Ralf Fährmann, Benedikt Höwedes und Mesut Özil angeführte Schalker Elf fertigt Hertha mit 3:0 ab. Auch Jerome Boateng kann die deutliche Niederlage nicht verhindern. Die Berliner scheiden aus, ihre Meisterschaft in der Junioren-Bundesliga Nordost bleibt somit ungekrönt. Und sie werden lange warten müssen bei Hertha BSC, bis eine solche Gelegenheit wiederkommt.

Zwölf Jahre später ist sie nun da. Herthas U 19 hat erstmals seit 2012 wieder ein Halbfinale bestritten und dort in zwei Spielen den Titelverteidiger Borussia Dortmund ausgeschaltet. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte nehmen Herthas A-Junioren nun am Endspiel teil. Und im Finale wartet an diesem Sonntag (16 Uhr/live bei Sport1) in Oberhausen wieder eine Vertretung aus Schalke. Es wird das erste Aufeinandertreffen mit den Gelsenkirchenern in einem Meisterschaftsspiel seit besagtem 20. Mai 2006.

Im Halbfinale standen zehn gebürtige Berliner in der Startelf

Die Spieler, die nun für Hertha BSC auflaufen, waren damals sechs, sieben Jahre alt. Sie heißen Palko Dardai, Julius Kade oder Arne Maier und prägen einen der besten Jahrgänge, die die Akademie des Berliner Fußball-Bundesligisten je hervorgebracht hat – wenn nicht sogar den besten. „Hertha ist ein dicker Brocken“, sagt deshalb auch der Mann, der schon 2006 seine Finger im Spiel hatte und den deutschen A-Junioren-Titel so oft gewonnen hat wie kein anderer: Norbert Elgert. Der 61 Jahre alte Trainer gilt als einer der fähigsten Ausbilder Europas. 2006, 2012 und 2015 hat er die Meisterschaft bereits gewonnen mit der Schalker Knappenschmiede. Nun hat er die Gelsenkirchener in ihr mittlerweile achtes Endspiel geführt. Keine Mannschaft holte dabei mehr Punkte, kassierte weniger Gegentore und musste weniger Niederlagen hinnehmen.

Es gibt aber eine Mannschaft, die zumindest einen Treffer mehr geschossen hat: Hertha BSC. Der Berliner Trainer Michael Hartmann sieht seine Elf deshalb auch „komplett auf Augenhöhe“. Genau wie Elgert weiß auch Hartmann, wie es sich anfühlt, so ein Finale zu gewinnen. 2010 führte er Hansa Rostock zum Titel. „Im Vergleich zu damals haben wir diesmal viel, viel mehr individuelle Qualität“, sagt Hartmann.

„Das ist der Goldene Jahrgang der Hertha“, sagt auch Elgert. Allerdings wäre es nicht die erste goldene Generation, der die ganz große Krönung verwehrt bliebe. Als prominentestes Beispiel dient Portugals Nationalmannschaft der 90er und 2000er Jahre mit Luis Figo und Rui Costa, der von der Jugend an eine glorreiche Zukunft prophezeit wurde, die als Erwachsene in den Finalspielen aber stets scheiterte. Arne Maier, mit 18 Bundesligaeinsätzen das Gesicht der Hertha-Junioren, sagt deshalb: „Mit Namen allein kann man nichts gewinnen.“

Auf Schalke geht es gegen den Enkel von Beckenbauer

Dafür setzt Hertha auf die lokale Komponente: Mit Dardai, Kade, Dennis Smarsch, Panzu Ernesto, Nikos Zografakis, Max Mulack, Timo Hummrich, Florian Krebs, Muhammed Kiprit und Florian Baak standen im Halbfinalrückspiel gegen Dortmund gleich zehn gebürtige Berliner in der Startelf. Da, wo Berlin draufsteht, ist also auch Berlin drin. Beim Gegner aus Schalke kann man auf derlei Heimatverbundenheit nicht verweisen. Ein einziger Spieler aus dem Halbfinale gegen Hoffenheim stammt direkt aus Gelsenkirchen, der Rest wurde aus der Bundesrepublik zusammengescoutet.

Mit Luca Beckenbauer spielt sogar der Enkel von Franz Beckenbauer für Schalke. Und mit Lennart Czyborra zudem ein echter Berliner mit Hertha-Vergangenheit. „Bei uns spielen fast ausschließlich Berliner“, sagt Palko Dardai. „Mit diesen Jungs für unsere Stadt den Titel zu holen, wäre einfach das Größte.“ Der 27. Mai 2017 soll ein besserer Tag werden für Hertha BSC.

Steven Wiesner

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