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Sport: Der große Unterschied

Eishockey-Torwart Olaf Kölzig schüchtert die Gegner der Berliner Eisbären ein – mit zählbarem Erfolg

Olaf Kölzig ist 1,90 Meter groß und 102 Kilogramm schwer, und wenn er Zeit und Gelegenheit zu einem ernsten Gespräch findet, kann das für seinen Gesprächspartner höchst unerfreulich werden. Der Hamburger Eishockeyspieler Robert Francz hat diese Erfahrung am Dienstagabend gemacht, als er mit seinem Schlittschuh im Sturzflug an Kölzigs Visier vorbeischrammte – so dicht, dass der Torhüter der Berliner Eisbären mal eben klar stellen musste, „dass der sich mal ein bisschen zurückhalten soll“. Kölzig ist dabei recht laut geworden, und seine Körpersprache war so deutlich, dass sie ihm zwei Strafminuten einbrachte. Danach aber war Ruhe, kein Hamburger wagte es fortan, Kölzig unangemessen näher zu kommen, und die Eisbären gewannen das Spiel bei den Hamburg Freezers am Ende ungefährdet 4:1.

„Olaf war der Mann, der den Unterschied ausgemacht hat“, sagte Trainer Pierre Pagé. Zum Respekt der Gegner vor Kölzigs physischer Präsenz kommt seine sportliche Klasse. Der Mann von den Washington Capitals, der die Zeit des Arbeitskampfes in der National Hockey League (NHL) in Berlin überbrückt, ist ein hervorragender Schlittschuhläufer, und er arbeitet brillant mit dem Stock. „Olaf macht das Tor so klein, dass du kaum eine Lücke zum Torschuss findest“, sagte der Kölner Trainer Hans Zach, nachdem seine Mannschaft das Spiel gegen die Eisbären zu Kölzigs Einstand 0:1 verloren hatte.

Es sind Spiele wie die in Köln und Hamburg, in denen deutlich wird, warum die Eisbären kurz vor den Play-offs noch einen Torhüter verpflichtet haben, obwohl sie doch auf dieser Position mit Nationalspieler Oliver Jonas gut besetzt waren. In den vergangenen beiden Jahren hatte er sich den Job im Berliner Tor jeweils mit Profis aus Nordamerika geteilt, in diese Saison ging er erstmals als unumstrittene Nummer eins. Richtig glücklich sind die Eisbären mit dieser Personalentscheidung nicht geworden. Jonas sei kein harter Arbeiter, monierten seine Kritiker, er quäle sich im Sommer nicht genug, deswegen sei er nicht in der Lage, eine komplette Saison durchzuspielen. Dass es bei den Eisbären in dieser Saison zunächst nicht so gut lief wie in den vergangenen Jahren, wurde vereinsintern auch dem Torhüter angelastet.

Die Verpflichtung Kölzigs traf Jonas hart. Trainer Pierre Pagé führte lange Gespräche mit dem ebenso ehrgeizigen wie sensiblen Torhüter. „Ich habe Oliver gesagt, wenn er einmal in der NHL spielen will, dann muss er sich in jeder Mannschaft gegen ein, zwei Kölzigs durchsetzen“, erzählt Pagé. „Hier hat er einen Kölzig gegen sich, er muss diese Situation als Herausforderung begreifen.“ Die Botschaft ist angekommen. Nach Kölzigs Verpflichtung durfte Jonas zweimal das Berliner Tor hüten, beide Male gewannen die Eisbären. Am Sonntag, beim 3:2 gegen Hamburg, hechtete Jonas mit einer Hingabe über das Eis, als wäre es sein letztes Spiel für die Eisbären.

Ist das mehr als eine Vision? Noch vier Spiele sind es bis zu den Play-offs, und in die werden die Eisbären mit Kölzig als Nummer eins gehen. „Wenn du einem Mann dieser Klasse hast, lässt du ihn auch spielen“, sagt Trainer Pagé. Schon spekulieren die Eisbären, ob Kölzig bei einem fortdauernden Arbeitskampf in der NHL sein Engagement in Berlin nicht auf die kommende Saison ausdehnen könnte. Das wäre ein deutliches Signal an Jonas. Der würde sich eine weitere Saison hinter Kölzig sicher kaum antun.

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