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Kaum noch Hoffnung: HSV-Trainer Bruno Labbadia.

© dpa

Der Hamburger SV im Abstiegskampf: Ratloses Hoffen auf ein Wunder

Zwischen Ernüchterung und Aufgabe: Beim Hamburger SV scheint nicht mal mehr Trainer Bruno Labbadia an eine Rettung zu glauben - der erste Abstieg der HSV-Vereinsgeschichte ist nur noch mit einem kleinen Wunder zu verhindern.

Am 24. Juli 2015 beginnt die nächste Saison der Zweiten Bundesliga, zwei Monate und eine Woche also, dann geht es wieder los. Für die aktuell besten Spieler des Hamburger SV wird es im Fall des sehr wahrscheinlichen Abstiegs keine Premieren-Spielzeit im Unterhaus geben, denn weder René Adler noch Gojko Kacar dürften dann noch zum Kader der Hanseaten gehören.

Adler hält seit Wochen so gut, dass man sich plötzlich wieder daran erinnert, warum er vor fünf Jahren Nationaltorwart war und Deutschland bei der WM in Südafrika repräsentieren sollte. Dann kam seine Rippenverletzung, und ein Jungspund namens Manuel Neuer musste ins Tor. Einen Adler in der Zweiten Liga wird es wegen vermutlicher Angebote fremder Klubs ebenso wenig geben wie einen Kacar. Zum einen wollen sich die Hamburger den teuren Serben ohnehin nicht mehr leisten, zum anderen dürften andere auf ihn aufmerksam geworden sein – vor allem wegen der drei Tore, die er in den vergangenen drei Bundesliga-Spielen geschossen hat.

HSV-Trainer Bruno Labbadia bleibt ratlos zurück

Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, wer ab Ende Juli mit der Raute auf der Brust auflaufen wird. Denn nach dem so verdienten wie viel zu knappen 1:2 beim VfB Stuttgart am Samstag scheint nicht einmal mehr Trainer Bruno Labbadia damit zu rechnen, seine Mission Rettung erfolgreich zu beenden. „Wir müssen hoffen, dass es auf den anderen Plätzen für uns läuft. Und dann müssen wir Schalke schlagen“, sagte Labbadia, seit knapp fünf Wochen Hamburger Trainer.

Das nächste Abstiegsendspiel nach dem glücklichen 1:1 gegen Freiburg ließ Labbadia ratlos zurück. „Wir hatten den VfB da, wo wir ihn haben wollten. Aber dann machen wir zu viele Fehler“, sagte er noch halbwegs salomonisch. In Wahrheit war seine Elf nach dem 1:0 durch Kacar in der zwölften Minute von den Stuttgartern vorgeführt worden und durch die Treffer Christian Gentners und Martin Harniks schon zur Pause so gut wie besiegt. Danach hätten die Schwaben den HSV abschießen können – das verhinderte allein René Adler. Er wehrte ab, was er konnte, er schrie, er schimpfte. Als Einzelkämpfer in einer beängstigend schwachen Mannschaft gab es für ihn aber natürlich nichts zu gewinnen.

26 Millionen Euro weniger in der Zweiten Liga

Adler sagte: „Wir haben völlig verdient verloren und es jetzt nicht mehr in der Hand. Das fühlt sich beschissen an.“ Marcell Jansen assistierte: „Das war ein Katastrophenspiel von uns.“ Auch Jansen gehört zu denjenigen, die das HSV-Trikot ausziehen werden, ebenso der am kommenden Samstag gesperrte Rafael van der Vaart. Ivo Ilicevic, Slobodan Rajkovic, Ivica Olic und Heiko Westermann sollen gehen. Ob man sich hochbezahlte Stars wie Johan Djourou und Lewis Holtby weiter leisten wird, erscheint ausgeschlossen.

30 Millionen Euro sollen in der Zweiten Liga für die Profis ausgegeben werden, 26 Millionen weniger als jetzt. Dass die HSV Fußball AG auch in den Zeiten nach dem ersten Abstieg aus der Bundesliga von Dietmar Beiersdorfer geführt wird, dass Peter Knäbel den Sportchef gibt und Bruno Labbadia den Trainer, davon ist derzeit auszugehen. Neben einer Gruppe neuer Spieler würden Torwart Jaroslav Drobny, Dennis Diekmeier, Zoltan Stieber, Maximilian Beister und vielleicht auch Pierre-Michel Lasogga den Weg nach unten mitgehen.

Noch hoffen sie in Hamburg auf ein kleines Wunder, auf die Wiederholung der Ereignisse des Vorjahres, auf die Rettung durch das Schlupfloch Relegation. „Wenn man die anderen Ergebnisse und die Paarungen am nächsten Samstag sieht, sollte das unser Ziel sein“, sagte Sportchef Knäbel. Ein Sieg muss her, und dann muss der HSV hoffen, dass Stuttgart nicht in Paderborn gewinnt, während Hannover gegen Freiburg nicht unentschieden spielen. Das wäre die direkte Rettung. „Wir müssen alles reinpacken, was in Körper und Geist steckt“, sagte Beiersdorfer. Allzu viel war das nicht am Samstag in Stuttgart.

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