zum Hauptinhalt

Sport: Der Hertha-Spieler wurde operiert, und es drängt sich die Frage auf, weshalb er so oft verletzt ist

Der Patient hat alles gut überstanden. Mutmaßlich jedenfalls.

Der Patient hat alles gut überstanden. Mutmaßlich jedenfalls. So genau war das gestern nicht zu erfahren. Sebastian Deisler hatte sein Handy ausgeschaltet, Ulrich Schleicher, der Mannschaftsarzt von Hertha BSC, stand "die ganze Zeit im OP" und wusste bis Redaktionsschluss auch nichts. Aber der Eingriff war nichts Weltbewegendes. Operation an der "weichen Leiste", so etwas fordert Chrirurgen wie einen Wirt, der ein Bier einschenken soll. Gestern kam Deisler unters Messer, und in zehn Tagen soll der Mittelfeldspieler des Fußballbundesligisten wieder einsatzfähig sein.

Interessanter ist die Frage, weshalb Deisler, seit er bei Hertha ist, mehr im Krankenstand als im sportlichen Einsatz ist. Und von 42 Hertha-Pflichtspielen gerade mal 17 mitgemacht hat. Deshalb legte Paul Breitner, der frühere Weltmeister und nun Freizeit-TV-Kommentator, am Montagabend die Stirn in Furchen und verkündete im "Blickpunkt Sport" des bayerischen Fernsehens: "Es könnte durchaus sein, dass er im Alter von 14, 15 Jahren zu hart trainiert hat."

Kann es nicht, sagt Schleicher. Seine Leistengeschichten "haben nichts mit irgendwelchen Wehwehchen in der Jugend oder sonstigen Problemen von früher zu tun". Bei Deisler diagnostiziert der Physiotherapeut Thomas Sennewald, in den medizinischen Stab von Hertha eingegliedert, eine nicht vollkommene Statik. Dadurch ist der Bauchdruck zu groß, es komme zu Leistenbeschwerden. Die müssen nicht zwangsweise auftreten, aber bei hohen Belastungen, sagt Schleicher, könnte es Probleme geben.

Deisler wurde allerdings auch, im Dezember in den USA, am lädierten Knie operiert. Und dieser Eingriff hatte eine längere Vorgeschichte. Bei Borussia Mönchengladbach, Deislers früherem Verein, musste der Mittelfeldspieler am Ende einer englischen Woche durchspielen. Gladbach trat gegen Leverkusen an, Gladbachs Trainer Friedel Rausch hatte schon drei Spieler ausgewechselt, doch Deisler musste, erkennbar erschöpft, auf dem Feld bleiben. Plötzlich knickte er ohne Fremdeinwirkung um. Das Kniegelenk war kaputt. Mehrere Monate fiel Deisler aus, und Rausch dröhnten die Ohren bei der Kritik, die ihm entgegenschallte. "Die Operation im Dezember ist die Folge der damaligen Verletzung", sagt Schleicher.

"Verheizt", hatte Uli Stielicke, der Assistent von Teamchef Erich Ribbeck gegiftet, "Deisler wird verheizt." Herthas Trainer Röber giftete umgehend zurück. "Bei mir wird kein Spieler verheizt." Was ist bei grenzwertigen Entscheidungen? Wenn der Teamarzt aus Sicherheitsgründen einen Einsatz ablehnt? Kein Kommentar, sagt Schleicher. Nur so viel: "Es gibt immer wieder mal Diskussionen, ob ein Spieler auflaufen soll." Aber es habe noch nie einen Fall gegeben, bei dem Röber gegen seine strikte Anordnung einen Profi aufs Feld geschickt habe.

Hertha verhandelt im Übrigen angeblich mit Torhüter Carsten Wehlmann vom Zweitligisten St. Pauli. Unnötig? Bei einem Kiraly und einem Fiedler im Kader? So unnötig auch wieder nicht. Fiedler hat eine Klausel im Vertrag. Für eine bestimmte Ablösesumme kann er gehen. Bei Gabor Kiraly fällt dieser Punkt weg. Der Ungar hat einen Vertrag ohne Ausstiegsklausel. Er kann auch nicht gehen, wenn Hertha BSC einen internationalen Wettbewerb verpasst. Und danach sieht er derzeit aus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false