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Sport: Der Hertha-Stürmer will von seinen beiden Pokal-Toren für TeBe nicht mehr sprechen

Kaum zu glauben, dass nur zwölf Monate vergangen sind, seit der Zweitligist Tennis Borussia den Erstligisten Hertha BSC aus dem Pokalwettbewerb warf. Die Fußballhierarchie in Berlin war für ein paar Tage umgekehrt, doch was passiert dann?

Kaum zu glauben, dass nur zwölf Monate vergangen sind, seit der Zweitligist Tennis Borussia den Erstligisten Hertha BSC aus dem Pokalwettbewerb warf. Die Fußballhierarchie in Berlin war für ein paar Tage umgekehrt, doch was passiert dann? Der Pokalverlierer Hertha BSC stürmte in die Champions League, und der Sieger Tennis Borussia scheiterte am Aufstieg in die Erste Bundesliga. Und der Mann, der damals zwei Treffer zum 4:2-Sieg beisteuerte, sagt nun vor der Wiederauflage des Stadtderbys im DFB-Pokal (Mittwoch, 20 Uhr 30, Olympiastadion, live im ZDF), diesen seltsam anmutenden Satz: "Wir wollen Revanche."

Revanche? Das klingt lustig aus dem Mund von Ilja Aracic. Der Kroate war am 28. Oktober 1998 als gefeierter Torschütze und Pokalheld vom Platz gegangen. Eigentlich ist Aracic der letzte der 22 Akteure des vergangenen Jahres, der Revanchegelüste hegen darf. In jenem Spiel fiel der 28jährige Stürmer Dieter Hoeneß noch einmal besonders auf. "Eine ausgezeichnete Leistung", attestierte der Hertha-Manager damals dem stillen Kroaten. Prompt kaufte ihn Hoeneß in der Winterpause dem Stadtrivalen weg. Für alle die es noch nicht mitbekommen haben, betont Aracic vor dem erneuten Berliner Derby im Pokal: "Ich bin jetzt auf Hertha-Seite."

Ob er auf Hertha-Seite allerdings auch spielen wird, ist ungewiss. Im Training vor dem Champions-League-Spiel beim AC Mailand hat er sich eine Rückenverletzung zugezogen. Bis Sonntag konnte der Angreifer nur leichtes Aufbautraining absolvieren. "Man muss abwarten, wie es am Mittwoch aussieht", sagt Aracic, "ich hoffe, dass ich auf der Bank sitze und dann auch spiele." In dieser Saison baute Trainer Jürgen Röber nur wenig auf den Mann, der ihn einst aus dem Pokal warf. Ein Tor, vier Einsätze, davon drei Einwechslungen weist die Statistik für die Nummer 25 von Hertha BSC aus.

Das hatte sich Aracic freilich anders vorgestellt. In der vergangenen Spielzeit war er bis zur Winterpause mit acht Saisontreffern bester Torschütze bei Tennis Borussia, nach dem Wechsel gelangen ihm noch fünf Tore. Besonders beeindruckend verlief sein Einstand mit Hertha BSC in der Bundesliga, als er bei Borussia Dortmund gleich zweimal zuschlug. Doch in dieser Saison setzt Röber auf den Neueinkauf Ali Daei, und Nationalspieler Michael Preetz ist trotz gebrochenen Arms sowieso gesetzt. Aracic jedoch gibt sich selbstbewusst und sagt: "Ich bin nicht schlechter als die beiden anderen Stürmer".

Eigentlich, so hatte er geplant, sollte ihm der Wechsel zu Hertha BSC in die kroatische Nationalmannschaft helfen. Diese Chance wittert er immer noch. "Ich muss in der Champions League zeigen, was ich kann", sagt Aracic. Das Scheitern der Kroaten in der EM-Qualifikation könnte sich für ihn sogar positiv auswirken. "Vielleicht wird jetzt eine neue Mannschaft geformt." Obwohl das 2:2 gegen Jugoslawien seine Chancen verbesserten, sah Aracic das Ergebnis nicht gerne: "Ich bin Kroate, ich freue mich über jeden Sieg meiner Nationalmannschaft."

Das Pokalspiel vom 29.Oktober 1998, in dem er sich nachhaltig in das Bewusstsein der Öffentlichkeit schoss, liegt für Aracic schon in weiter Ferne. Überhaupt will er diese Partie nicht überbewerten. "Ich habe schon in vielen Spielen Tore geschossen", erzählt er, "und die Bundesligavereine waren schon vorher auf mich aufmerksam geworden." Immerhin, "eine Krönung" seiner Zeit bei Tennis Borussia sei das Spiel dann doch gewesen. Mit seinem alten Klub verbindet ihn nicht mehr viel. "Ich habe nur noch wenig Kontakt zu den Spielern", sagt Aracic, "man grüßt sich, wenn man sich mal trifft." Das sei nun eine völlig andere Mannschaft. "Nur noch ein oder zwei Spieler sind geblieben, mit denen ich gespielt habe", erklärt der Stürmer. TeBe-Trainer Schäfer kennt er auch nur aus dem Fernsehen. "Alles ist hier größer als bei Tennis Borussia", erklärt Aracic, "die beiden Vereine kann man nur schlecht vergleichen."

Welche Erinnerungen hat der Pokalheld vergangener Tage an die Überraschung des letzten Jahres? Wo stieg die Feier, was sangen die Spieler? Ilja Aracic fixiert irgendeinen Punkt in weiter Ferne und sagt: "Ich weiß es nicht mehr." Ein Jahr kann sehr lang sein.

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