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Geht es abwärts für den HSV?

© dpa

Der HSV vor dem Abstieg: Warum der Hamburger SV der Bundesliga fehlen würde

Viele haben nur noch gelacht über den Hamburger SV. Doch ein Abstieg des Traditionsvereins aus der Bundesliga wäre gar nicht lustig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Katrin Schulze

Es gab da in den vergangenen Jahren ein schönes Ritual in Fußballdeutschland. Jede Saison aufs Neue haben die Fans, die sich dem Hamburger Sport-Verein nicht zugehörig fühlten, seinen Abstieg herbeigesehnt. Witze über den ach so schlechten HSV gehörten fast schon zur Tradition. Weil er nicht mehr viel zu tun hatte mit diesem alten, stolzen, grundsoliden Verein. Weil er trotz regelmäßiger Millionen-Investitionen sportlich in schöner Regelmäßigkeit kaum noch etwas auf die Reihe bekam. Weil er sich mit viel zu viel Glück viel zu oft in der Bundesliga gehalten hat. Vielleicht auch, weil er als letztes verbliebenes Gründungsmitglied irgendwann einfach mal dran sein musste. Irgendwann ist jetzt.

Wenn am Sonnabend nicht ein kleines großes Fußballwunder geschieht, rasselt der ruhmreiche HSV wirklich erstmals in die Zweite Liga – und plötzlich scheint das gar nicht mehr lustig zu sein. Auf einmal wünscht man sich, dass er der Liga erhalten bleibt, und zwar nicht nur, um weiter über ihn herziehen zu können. Waren die Hamburger nicht ein verlässlicher Faktor im immer durchgestylteren und undurchschaubareren Geschäft mit dem Ball? Auch wenn der Verein mit seiner scheinbar ziellosen Prasserei in den zurückliegenden Jahren selbst eigentlich nichts mehr mit dem ursprünglich bodenständigen Fußball zu tun hatte, stand er auf dem Rasen doch stellvertretend für Konstanz, Halt und, ja, auch Tradition. Vieles, was Millionen Menschen an diesem Sport so faszinierte, ist über die Jahre verloren gegangen, der HSV war immer da.

In der kommenden Saison werden mit Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Nürnberg zwei andere Traditionsvereine wieder die Bundesliga bereichern. Ein dritter möglicher Aufsteiger, Holstein Kiel, der sich mit echter Aufbauarbeit hochgekämpft hat und als absoluter Außenseiter eine ganz neue Spannung ins Spiel bringen würde, dürfte seine Heimspiele nicht zu Hause austragen. Das einfache heimische Stadion wurde als zu klein für das große Premium-Produkt Bundesliga befunden. Auch das zeigt, wie es mittlerweile läuft in der Liga – und wie selten und kostbar das Bewährte geworden ist. Falls es den Hamburger SV also wirklich nach 55 Jahren das erste Mal treffen sollte, werden es viele Fans spätestens im Laufe der kommenden Saison merken: dass er der Bundesliga fehlen wird.

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