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Sport: Der Kampf gegen sich selbst

Michael Rosentritt sagt, warum Wladimir Klitschko nicht aufhören darf Nach Wladimir Klitschkos K. o.

Michael Rosentritt sagt, warum Wladimir Klitschko nicht aufhören darf

Nach Wladimir Klitschkos K. o. haben viele auch aus Enttäuschung gesagt: Der soll mal lieber aufhören, hat keinen Mumm, keinen Biss, das wird nichts. Vielleicht weil er eine glückliche Kindheit hatte, weil er ein Sonnenschein war, ein Glückskind, dem die Herzen zuflogen und weil er bisher so blendend und schonend durchs Leben kam? Nein, das kann man Wladimir Klitschko sicher nicht vorwerfen. Aber das hat ihn geprägt. Jetzt steht es ihm im Weg.

Und wohin kann sein Weg noch führen? Er selbst muss jetzt wissen und entscheiden, was er wirklich will und wozu er wirklich bereit ist. Will er weiterschweben und Schauspieler in Los Angeles werden? Oder will er kämpfen und doch noch einmal Weltmeister werden – vorausgesetzt, er ist wirklich kerngesund.

Für einen wahren Champion fehlt ihm die Härte, sagen seine Kritiker. Aber welche Härte meinen sie? Die Härte, schwere Kopftreffer auszuhalten, können sie nicht meinen. Er soll sie ja erst gar nicht zulassen. Wichtiger ist die Härte gegen sich selbst. Klitschko muss endlich damit anfangen, die Fehler der jüngeren Vergangenheit auch bei sich zu suchen. Das ist hart. Die Schuld für seinen schweren K. o. vor einem Jahr hat er auf viele Schultern verteilt. Jeder war ein bisschen schuld, am meisten der Trainer.

Nun hat er den Trainer ausgetauscht, der ihn schon einmal zum Weltmeister machte – und das war falsch. Niemand gewinnt an Sicherheit und kriegt seine Psyche in den Griff, indem er sich immer neuen Menschen anvertraut. Die Sicherheit muss aus einem selbst kommen.

Ein großer Boxer muss ein großer Krieger sein. Nur fängt der Krieg nicht beim Gegner an, sondern bei sich selbst. Diesen Kampf muss Wladimir Klitschko führen. Nur so hat er als Boxer eine Berechtigung und eine Chance. Denn jeder Gegner weiß jetzt, wie er zu schlagen ist. Das macht die Sache nicht einfacher, es ist aber eine Herausforderung, an der man wachsen kann. Wenn man wachsen will.

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