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Sport: Der Kerpener Kreisel

Von Karin Sturm Magny Cours. Michael Schumacher geht locker ins Rennen seines Lebens.

Von Karin Sturm

Magny Cours. Michael Schumacher geht locker ins Rennen seines Lebens. Dass er in Magny Cours den fünften Weltmeistertitel seiner Karriere einfahren könnte, und dass er damit zugleich den Titel in Rekordzeit erreicht hätte, das hat ihn zumindest vom Fußballspielen neben der Strecke nicht abgehalten: Am Donnerstagabend hat Schumacher eine deutsche Pressemannschaft bei den Europameisterschaften der Journalisten verstärkt. Egal, dass der Veranstalter, der Tabakkonzern West, ja eigentlich Sponsor der Konkurrenz McLaren-Mercedes ist, während Michael Schumacher selbst als Werbepartner bei Marlboro unter Vertrag steht – der Rennfahrer hatte seinen Spaß.

„Spielt nicht ganz so hart“, meinte er zwar ab und zu – ganz hat er wohl die Angst vor einer Verletzung nicht ausschalten können. Dennoch hielt er sich nicht wirklich zurück, ging dribbelnd und stürmend zur Sache – und schoss sogar Tore. Allein zwei Treffer gegen die Italiener, was ihm sichtlich Vergnügen bereitete. Und dann wurde er mit der deutschen Mannschaft sogar Meister.

Nicht mit einer Bestzeit, aber trotzdem sehr zuversichtlich begann er dann auch auf der Strecke: Zwar musste der Kerpener sich im ersten Freien Training mit Platz drei hinter den beiden Silberpfeilen von David Coulthard und Kimi Räikkönen begnügen, leistete sich ganz zum Schluss sogar noch einen kleinen Dreher. Aber die zwei Zehntel Rückstand auf den Schotten konnten ihn erst einmal nicht beunruhigen: „Wir haben wie immer Vorbereitungsarbeit für das Rennen gemacht“, meinte Schumacher später. „Es wird sich ja zeigen, mit wie viel Sprit die anderen gefahren sind.“

Bei Sonne und gut 25 Grad scheint sich aber auf jeden Fall abzuzeichnen, dass die Michelin-Teams BMW und McLaren-Mercedes – Ferrari dagegen fährt mit Bridgestone-Reifen – hier wieder etwas konkurrenzfähiger sind als in der Kälte und Nässe am Nürburgring und in England. Die Auswahl der Reifen ist zumindest ein möglicher Faktor im Titelspiel.

Die Ausgangsposition ist klar: Werden Rubens Barrichello oder Juan-Pablo Montoya hinter Schumacher Zweiter, dann ist die Entscheidung um den Meistertitel noch einmal vertagt. Und genau deswegen, so sagt Schumacher zumindest, glaube er irgendwie noch nicht so richtig daran, dass es in Frankreich schon klappt. „Da wären zu viele Faktoren von außen und zu viel Hilfe von anderen Fahrern nötig", sagt der Pilot aus Kerpen.

Viele Experten fragen sich allerdings, ob Ferrari nicht sogar absichtlich versucht – vielleicht auch auf „Bitten“ einiger Sponsoren – die Entscheidung nach Hockenheim zu verlegen. Das Risiko, den Titel dadurch zu verspielen, ist in der aktuellen Situation ja kaum noch gegeben. Und aus kommerziellen, marktpolitischen und PR-technischen Gründen könnte der WM-Sieg in Deutschland vielleicht attraktiver sein als im Niemandsland von Magny Cours.

Die Ferrari-Führung streitet derartige Überlegungen jedoch entschieden ab. Technik-Chef Ross Brawn sagt: „Wir wollen den maximal möglichen Erfolg, und das so schnell wie möglich und überall. Wir fahren einfach – und dann sehen wir, was rauskommt.“ Rennleiter Jean Todt gibt zusätzlich zu bedenken, „dass sich das ja auch alles nicht so genau planen lässt, selbst wenn wir das wollten.“ Denn, und der Gedanke ist durchaus berechtigt: „Wenn wir nun auf Hockenheim hinarbeiten, und dann fällt Michael dort doch mal aus und Montoya gewinnt – was ist dann?"

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