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Sport: Der Knecht auf dem Podest

Wie der Radprofi Jörg Jaksche den Erfolg entdeckte

Frankfurt. Als Jörg Jaksche auf der Promenade des Anglais in Nizza zum achten und letzten Mal ins Gelbe Trikot schlüpfte, empfand er „eine Befreiung“. Die Knechtschaft lag hinter dem Franken, der in der Vergangenheit für Jan Ullrich und Joseba Beloki geschuftet hatte. Jetzt war der 27-jährige Ansbacher endlich selbst ein Siegfahrer. Innerhalb von vier Wochen hatte er zwei Etappenrennen gewonnen, nach der Mittelmeer-Runde nun die klassische Frühlingsfahrt in die Sonne, Paris – Nizza. „Ich habe eine neue Ebene erreicht“, sagt der ehemalige Domestike im Team Telekom und in der spanischen Mannschaft Once. „Der Sieg ist ein wichtiger Schritt in meiner Karriere.“

Entscheidend für den bisher bedeutendsten Erfolg war der Wechsel vor dieser Saison in die dänische Mannschaft CSC von Bjarne Riis, mit dem er 1998 noch gemeinsam im Team Telekom die Tour de France bestritten hatte. „Nur bei Bjarne konnte ich bessere Möglichkeiten finden, mich weiterzuentwickeln“, sagt Jaksche. Riis besitzt die Gabe, in ihrer Laufbahn trotz besten Alters stagnierenden Fahrern einen neuen Schub zu geben, wie schon Laurent Jalabert oder Tyler Hamilton. Ein halbes Dutzend dieser Kategorie erfahrener, aber auf der Stelle tretender Profis hat Riis für 2004 ins Team geholt: Die Italiener Michele Bartoli, Ivan Basso, Fabrizio Guidi, den Amerikaner Bobby Julich (Dritter in Nizza) und die beiden Deutschen Jens Voigt (Vierter in Nizza) und Jörg Jaksche. „Geballte Erfahrung“, nennt der 1,85 Meter große Jaksche die Stärke des Teams.

Von der Sonne in Nizza flog Jörg Jaksche in den Schnee nach Kitzbühel. Dort, in Beckenbauers Nachbarschaft, hat der Franke seinen Wohnsitz. Das Rad stellt er erst einmal in die Ecke und wird zwei Tage Ski fahren. Auch das ist neu im Leben des Radprofis Jörg Jaksche. „Bei Once hätte mir mein alter Teamchef Manolo Saiz dafür den Kopf abgerissen“, sagt Jaksche. Bjarne Riis hat nichts dagegen, wenn er sich auf der Skipiste entspannt. Jörg Jaksche muss ja nicht gleich im Stephan-Eberharter-Tempo die Streif hinunterrasen.

Hartmut Scherzer

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