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Sport: Der Körper sagt nein

Hürdensprinterin Bolm muss auf die WM verzichten

Berlin - In den vergangenen Monaten hat Kirsten Bolm viele Zwiegespräche geführt – mit ihrem eigenen Körper. „Es ist eine besondere Sprache, mit seinem Körper zu kommunizieren“, sagt die 32 Jahre alte Hürdensprinterin. Bolm hat auch ein bisschen Zeit gebraucht, um ihn richtig zu verstehen. „Es ist zu viel, hat er signalisiert.“ Ihre Ärzte sind noch deutlicher geworden: Sportverbot – wegen Verdacht auf Herzmuskelentzündung.

Kirsten Bolm muss daher auf die deutschen Meisterschaften in einer Woche in Erfurt verzichten und auch auf die WM Ende August in Osaka. Der deutschen Mannschaft fehlt damit eine ihrer erfolgreichsten Athletinnen. Das liegt nicht nur an den Medaillen, die Bolm gewonnen hat, etwa Bronze in diesem Jahr bei der Hallen-EM in Birmingham oder Silber bei der Freiluft-EM 2006 in Göteborg; ein Jahr zuvor war sie in Helsinki WM-Vierte geworden. Bolm fehlt der Mannschaft auch, weil sie in einer besonders attraktiven Disziplin zu den Medaillenhoffnungen zählt, den 100 Meter Hürden. Denn wenn die deutschen Leichtathleten in den vergangenen Jahren überhaupt Medaillen gewannen, dann meistens beim Werfen.

Kirsten Bolm schien ihre Leistungsgrenze noch nicht erreicht zu haben. Doch dann erkrankte sie im März an einer Virusinfektion. Es war der Beginn einer langen Leidenszeit. „Ich bin danach nicht mehr richtig auf die Beine gekommen.“

Im Training musste sie ein ums andere Mal erleben, wie ihr Körper nicht mehr mitmachte. „Ich hatte selbst bei lockeren Dauerläufen einen Puls von 200“, erzählt sie, „jeder Opa kann ein besseres Trainingsprogramm machen als ich. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Leistungssportler, als die Kraft schwinden zu fühlen.“ Zurzeit erholt sie sich in Ungarn, in zwei Wochen sollen die nächsten medizinischen Befunde kommen, und im Herbst hofft Kirsten Bolm, endlich wieder trainieren zu können – für Olympia in Peking 2008.

Was sie an Kraft für ihren Körper spart, setzt sie nun verstärkt für ihren Geist ein: Die Psychologie-Studentin hat mit ihrer Diplomarbeit angefangen. Friedhard Teuffel

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