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Unglaublich. Adrian Ramos hatte per Kopf die Riesenchance zum 2:0, doch der Ball segelte am Tor vorbei. Wenige Minuten später unterlief ihm nach einem Freistoß der Düsseldorfer per Kopf ein Eigentor. Mitspieler Änis Ben-Hatira (r.) kann es nicht fassen. Foto: dpa

© REUTERS

Sport: Der Kopf macht wieder nicht mit

Hertha verspielt im Relegations-Hinspiel gegen Düsseldorf eine Führung und verliert mit 1:2, der Klassenerhalt rückt in weite Ferne.

Berlin - Und dann ist es Otto Rehhagel doch zu heiß geworden an diesem schwülwarmen Abend im Olympiastadion. Der 73 Jahre alte Trainer von Hertha BSC warf seine blaue Trainingsjacke ab und nutzte redlich seine neue Bewegungsfreiheit. Wild mit Armen und Beinen gestikulierend, wie man ihn selten in seiner kurzen Berliner Zeit erlebt hat, verfolgte er das Geschehen an der Seitenlinie. Dabei lief es ab Mitte der ersten Halbzeit ganz gut für seine Mannschaft. Durch ein Tor von Roman Hubnik war sie in Führung gegangen. Aber vermutlich ahnte Rehhagel, dass es so einfach nicht flutschen würde. Wie Recht er doch damit hatte. In der zweiten Halbzeit drehte Fortuna Düsseldorf das Spiel und siegte schließlich 2:1 (0:1) in Berlin vor knapp 70 000 Zuschauern.

Die Berliner gehen also mit einem erheblichen Nachteil in das Rückspiel am kommenden Dienstag in Düsseldorf, wenn Teil zwei der Relegation aufgeführt wird. Fortuna, der heimstarke Dritte der Zweiten Liga, wird nicht mehr alles riskieren müssen, um den vakanten Platz in der Bundesliga zu ergattern. Anders Hertha, der Drittletzte der höheren Klasse. Nach einer guten ersten Halbzeit gerieten die Berliner völlig unnötig ins Hintertreffen und müssen nun um Alles oder Nichts spielen.

Otto Rehhagel hatte sich für das erste Entscheidungsspiel für jene Formation entschieden, die am letzten Spieltag der regulären Bundesligaspielzeit die TSG Hoffenheim daheim mit 3:1 bezwungen und damit überhaupt den direkten Abstieg verhindert hatte. Lediglich Adrian Ramos war für den verletzungsbedingt verhinderten Pierre-Michel Lasogga in die Startelf gerückt. Und diese Mannschaft zeigte zunächst auch, dass das Vertrauen, welches Rehhagel in sie setzte, berechtigt war. Zwar brauchten die Berliner eine Viertelstunde, um eine gewisse Nervosität abzuschütteln, aber dann hatten sie Zugriff auf Gegner, Ball und damit das Spiel bekommen.

Dabei hatten die Gäste, die von Rehhagels einstigen Bremer Spieler Norbert Meier trainiert werden, die erste große Torchance. Nachdem der Berliner Innenverteidiger Hubnik einmal nicht ganz aufmerksam war, kam der Düsseldorfer Kapitän Andreas Lambertz frei vor Thomas Kraft zum Abschluss. Herthas Torwart aber verhinderte den Rückstand.

Vielleicht war das ein Wecksignal für die Berliner, die in der abgelaufenen Saison ja oft einem Rückstand hinterher laufen mussten. Fortan agierten die Herthaner mutiger. Nach einem Steilpass von Raffael auf Ramos kam dieser zu einem Schuss, der zur Ecke geblockt wurde. Die Ecke von Änis Ben-Hatira nutzte Hubnik per Kopfballaufsetzer zur Führung. Der Tscheche, der einige unglückliche Momente in der Saison hatte, wurde von den Anhängern lautstark gefeiert.

Die Berliner merkten nun, dass sie immer dann die Gäste unter Druck setzen konnten, wenn sie früh auf ihre Gegner drauf gingen. Insbesondere die beiden zentralen defensiven Spieler, Lewan Kobiaschwili und Fanol Perdedaj, verzeichneten manchen Ballgewinn. Und wenn die Düsseldorfer in der eigenen Vorwärtsbewegung den Ball verloren, waren sie in der Defensive unsortiert, was Hertha ein paar Mal zu gefährlichen Gegenstößen nutzen konnte. Die beste Gelegenheit in der ersten Halbzeit, auf 2:0 zu erhöhen, bot sich Kobiaschwili. Doch der Düsseldorfer Torwart Michael Ratajczak konnte den Schuss des Georgiers parieren.

Den Berlinern aber musste man vorwerfen, dass sie in dieser Phase nicht zwingend genug auf eine Vorentscheidung gegangen sind. Und, noch folgenschwerer, dass sie sich nach ungefähr einer Stunde das Spiel einfach aus der Hand nehmen ließen. Zwar boten sich ihnen zu Beginn der zweiten Halbzeit zwei Chancen, doch beide vergab Ramos, der noch zur tragischen Figur des Abends werden sollte.

Denn anschließend zeigte sich, wie fragil Herthas Spielorganisation immer wieder sein kann. In einer eigentlich harmlosen Situation an der Außenlinie konnte sich Thomas Bröker nach innen ziehend an den drei Berliner Spielern Raffael, Holland und Hubnik vorbei durchsetzen, sodass er frei vor Kraft auftauchte und das 1:1 erzielte. Kurz darauf brachte Düsseldorfs Ken Ilsö einen Freistoß vor das Berliner Tor. Hier stieg Ramos am höchsten und köpfte und traf – leider ins eigene Tor. Düsseldorf hatte das Spiel gedreht.

„Wir haben uns heute, wie das in den letzten Monaten so üblich war, selbst einen reingeköpft“, sagte Otto Rehhagel nach dem Spiel. „Aber solange noch eine Chance da ist, kämpfen wir weiter.“

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