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Ivan Sunjic ist von Hertha BSC „bis auf weiteres“ suspendiert worden.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Kroate bis auf weiteres suspendiert: Ivan Sunjic spielt wohl nie mehr für Hertha BSC

Am Wochenende hat Herthas Trainer Pal Dardai Mittelfeldspieler Sunjic vom Trainingsplatz geschmissen. Eine Rückkehr scheint ausgeschlossen.

Unter den vielen sportlichen Fehleinschätzungen des Sportmanagers Fredi Bobic hat sich diese als eine seiner spektakuläreren herausgestellt. Es war vor gut dreieinhalb Monaten und die Welt von Hertha BSC noch einigermaßen in Ordnung. Die Sonne schien, als Bobic, der Sportgeschäftsführer des Berliner Fußball-Bundesligisten, sich auf der Terrasse eines Hotels in Florida niederließ, um nach dem Trainingslager in den USA Bilanz zu ziehen. Dabei äußerte er sich auch zu Ivan Sunjic.

Bobic hob den Kroaten lobend hervor, als er gefragt wurde, wer ihn denn in den zurückliegenden Tagen positiv überrascht habe. Er klang sogar regelrecht begeistert. „Was der für einen Sprung gemacht hat …“, sagte Herthas Sportchef. Und wie Sunjic nach anfänglichen Schwierigkeiten den Sprung von der zweitklassigen Championship in England auf das Niveau der Bundesliga gemeistert habe!

In Wirklichkeit sagte Bobic versehentlich sogar Champions League statt Championship. Es war, wie man heute weiß, ganz sicher kein Freudscher Versprecher.

Bei Ivan Sunjic, 26, hat es zuletzt nicht mal mehr für die Bundesliga gereicht. Nur zwei Wochen nach Bobics Eloge, bei der 0:5-Heimniederlage der Berliner gegen den VfL Wolfsburg, stand der Kroate letztmals bei den Berlinern in der Startelf. Zur Pause wurde er ausgewechselt, weil er – wie einige andere in Herthas Mannschaft – mit der Herausforderung überfordert war. Seitdem kehrte Sunjic nur noch sporadisch aufs Feld zurück. Aber selbst das wird in naher Zukunft wohl nicht mehr passieren.

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Mal kam Ivan Sunjic in der Bundesliga für Hertha zum Einsatz

Als die Spieler von Hertha BSC am Dienstagvormittag nach einer 50-minütigen Videoanalyse des Spiels vom Wochenende den Trainingsplatz betraten, war Sunjic, wenig überraschend, nicht dabei. Und dabei wird es auch erst einmal bleiben. Der defensive Mittelfeldspieler, der am Sonntag mit derben Worten („Verpiss dich!“) des Trainingsplatzes verwiesen worden war, ist von Hertha suspendiert worden, „bis auf weiteres“, wie der Verein mitteilte.

Dass dies etwas anderes bedeutet als „bis zum Saisonende“ ist eher unwahrscheinlich. Nach menschlichem Ermessen wird Sunjic, dessen Vertrag im Sommer endet, also nie mehr für den Berliner Bundesligisten zum Einsatz kommen.

Kempf und Serdar fehlen gelbgesperrt

Beim Training am Tag nach der 2:4-Niederlage gegen Werder Bremen hatte er sich den Unmut seines Trainers zugezogen. Mangelnde Aufmerksamkeit bei Dardais Ausführungen, auch Widerworte sollen die Ursache gewesen sein. Offiziell war nur von Disziplinlosigkeit die Rede.

Vom eigentlichen Vorfall, der Dardais Ausbruch ausgelöst hatte, gibt es keine Fernsehaufnahmen. Bewegtbilder zeigen, wie Sunjic zweimal auf den Rasen spuckt. Sie stammen jedoch von einem Zeitpunkt, als der Trainer ihn bereits aufgefordert hatte, den Platz zu verlassen.

Sunjic war vor der Saison für eine halbe Million Euro vom englischen Zweitligisten Birmingham City ausgeliehen worden, inklusive der Möglichkeit, ihn im Sommer für eine kolportierte Ablöse von zwei Millionen Euro fest zu verpflichten. Er sollte die Lücke schließen, die durch den Weggang von Santiago Ascacibar entstanden war. Doch Sunjic, der immerhin einmal für die kroatische Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen ist, offenbarte sowohl fußballerische als auch taktische Mängel.

Bei seinen achtzehn Einsätzen für Hertha stand er nur zwölf Mal in der Startelf; in den vergangenen fünf Begegnungen spielte er gar nicht mehr, schaffte es dabei drei Mal gar nicht erst in den 20-Mann-Kader – auch am vergangenen Samstag nicht, als die Berliner beim Comeback von Pal Dardai im eigenen Stadion gegen Bremen verloren. Der sportliche Verlust durch Sunjics Suspendierung hält sich also in Grenzen. Kurioserweise aber hätte er kurzfristig sogar eine vergleichsweise große Einsatzchance gehabt.

Denn im defensiven Mittelfeld muss Dardai am Wochenende, beim Auswärtsspiel gegen Bayern München, womöglich ein wenig improvisieren. Suat Serdar wird dann wegen seiner fünften Gelben Karte fehlen; zudem musste Tolga Cigerci, der zuletzt ohnehin nicht überzeugen konnte, am Dienstag wegen Magen-Darm-Beschwerden pausieren.

In der Abwehr sieht es personell ebenfalls nicht gut aus. Wie Serdar ist auch Marc Kempf in München gelbgesperrt. Zudem droht der Ausfall von Marton Dardai. Der Innenverteidiger war gegen Bremen zur Pause wegen muskulärer Probleme ausgewechselt worden. Am Dienstag fehlte er im Mannschaftstraining. Genauso wie Marco Richter, der ebenfalls von muskulären Problemen geplagt wurde.

Pal Dardai hatte schon am Wochenende angekündigt, dass er sich notfalls mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs behelfen werde. Am Dienstag durften die beiden Innenverteidiger Peter Matiebel, 18, und Joel da Silva Kiala, 19, sowie die Mittelfeldspieler Veit Stange, 19, und Mesut Kesik, 19, bei den Profis mittrainieren. Auch U-19-Spieler Pascal Klemens, der am Wochenende sein Debüt in Herthas U 23 gefeiert hat, wäre eine Option für die Innenverteidigung.

In seiner vorherigen Amtszeit hat Trainer Dardai in einer ähnlichen Situation Lucas Tousart aus dem Mittelfeld in die Verteidigung zurückgezogen. Aber zum einen hat das damals, bei einer 0:6-Niederlage in Leipzig, nicht allzu gut funktioniert, und zum anderen wird der Franzose in München definitiv im Mittelfeld gebraucht. Ivan Sunjic ist schließlich nicht mehr verfügbar.

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