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Sport: Der kühle Sieg

Die Rostockerin Britta Kamrau schwimmt über fünf Kilometer zum EM-Titel

Britta Kamrau trotzte den widrigen Bedingungen am besten. Nach knapp einer Stunde war die Rostockerin am Ziel. Hinter ihr lagen fünf Kilometer, auf denen sie sich den Titel bei den SchwimmEuropameisterschaften von Madrid sicherte. Eine Körperlänge vor Stefanie Biller aus dem bayerischen Nördlingen. „Ohne Neoprenanzug wäre es unmöglich gewesen. Mit war es kein Problem“, sagte Kamrau, die damit für die zehn Kilometer am Donnerstag und die 25 Kilometer am Sonntag als große Favoritin gilt.

Wenn die Rennen überhaupt stattfinden. Denn das ist keineswegs sicher. Der Europäische Schwimm-Verband LEN hat einen Spielraum von zwei Grad. Ist das Wasser wärmer als 16 Grad, dürfen die Schwimmer keinen Neoprenanzug anziehen, sind es weniger als 14, wird überhaupt nicht gestartet. So gab es auch vor dem meisterlichen Rennen von Britta Kamrau heftige Diskussionen. Während die offizielle Messung des Kampfgerichts 16 Grad ergab, ergab eine Kontrolle des deutschen Teams 14 Grad. „Wenn die so weitermachen mit ihren erfundenen Temperaturen, sehe ich für den Rest schwarz“, schimpfte Britta Kamrau nach ihren Sieg.

„Kreismeisterschaft“, nannte Hans-Jürgen Günther die Veranstaltung. „Wir sind stinksauer, die Gesundheit der Athleten muss vorgehen“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). Die Deutschen intervenierten bei den Verantwortlichen. „Wir haben uns deutlich bemerkbar gemacht, nicht nur im Wasser.“ Der Vizepräsident des DSV regte sich aber auch über die spanischen Organisatoren auf. „Es wurden Dinge versprochen, die einfach nicht da sind“, sagte er. Ein Wärmebecken fehlte ebenso, wie ausreichende Heißwasserduschen. „Man hat die Unzufriedenheit sicher zur Kenntnis genommen“, sagte Kamraus Trainer Christian Bartsch.

Der wegen der niedrigen Temperaturen bereits um zwei Stunden verschobene Start verzögerte sich nochmals um 30 Minuten, da zunächst für den Schiedsrichter kein Boot vorhanden war. Trotz der zahlreichen vor Anker liegenden Boote des „Real Club Nautico de Madrid“, der auf dem See sein Seglerrevier hat. Unmittelbar nach dem Start versagte der Bootsmotor seinen Dienst, sodass erst noch ein Ersatz herangekarrt werden musste. Da waren die Männer bei ihren zehn Kilometern bereits weit enteilt.

Unterwegs hatten die Teilnehmer nicht viel Zeit zum Nachdenken. „Es war ein einzige Schlägerei“, sagte Ben Hoffmann, der bei den Männern Siebter und damit bester Deutscher wurde. „Es war ein Lotteriespiel“, sagte der Rostocker Christian Bartsch. Britta Kamrau immerhin hatte den Hauptgewinn gezogen.

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