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Sport: Der lachende Vierte

Man kann nicht behaupten, dass das schwäbische Fußball-Publikum zu überbordenden Emotionen neigt. Selbst beim furiosen 4:1 gegen die monatelang als ersten Titelanwärter gehandelten Spaßfußballer von Werder Bremen gefielen sich Stuttgarts Fans in Zurückhaltung.

Man kann nicht behaupten, dass das schwäbische Fußball-Publikum zu überbordenden Emotionen neigt. Selbst beim furiosen 4:1 gegen die monatelang als ersten Titelanwärter gehandelten Spaßfußballer von Werder Bremen gefielen sich Stuttgarts Fans in Zurückhaltung. Meisterschalen aus Pappmaché, Plastik oder Aluminium, so wie sie auf Schalke, in Bremen und in München zum Fanutensil zählen, waren im Gottlieb-Daimler-Stadion nicht zu finden. Vielleicht liegt das daran, dass sich der Verein von Trainer Armin Veh so beharrlich weigert, auch nur von der Champions League zu schwadronieren. Der wichtigste Beleg dafür stammt von Manager Horst Heldt: „Wir werden unsere Demut nicht verlieren – noch nicht.“

Wer genauer hingeschaut hat, kann es sehen: Dieses formidable VfB-Ensemble, das eine Halbzeit lang die behäbigen Bremer schwindlig kombinierte, ist zu mehr in der Lage, als nur die brave Überraschungsmannschaft zu mimen. Mittlerweile gibt es gute Gründe, die die Schwaben zu Höherem befähigen: Alles spricht jetzt von und für Schalke, doch jeder weiß, dass königsblaue Kicker schon mal zittrige Knie bekommen können, wenn tatsächlich die Schale in Reichweite gerät. Die Bremer sind auf bestem Wege, in wenigen Wochen den Lohn ihres Vorwärtsfußballs zu verspielen. Und die ewigen Meister aus München? Die Bayern werden wohl künftig häufiger gewinnen als verlieren, aber mitnichten noch den Titel einheimsen. Also der VfB Stuttgart, der lachende Vierte? Warum nicht!

Sie besitzen Ausnahmespieler, die allseits unterschätzt werden und nicht allein Mario Gomez heißen. Da ist Matthieu Delpierre, der kantige Franzose, der in der Abwehr alles aus dem Weg räumt. Oder Pavel Pardo, der flinke Mexikaner, der im Mittelfeld die Pässe schon Minuten im Voraus erahnt. Was alle Spieler mit dem VfB-Brustring eint: Sie haben keinen Druck. Ganz Stuttgart ist nach dem Chaosjahr mit Giovanni Trapattoni mit wenig Ertrag zufrieden. Vielleicht lassen sie sich mit dem Jubeln Zeit bis zum 19. Mai. Bis zum finalen Heimspiel gegen Energie Cottbus.

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