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Sport: Der lange Sprint zum Titel

Bayern München dominiert die Bundesliga nach Belieben – und ist nicht zufrieden

Kaiserslautern. Das Thema ist Uli Hoeneß peinlich. „Es ist nicht schön, wenn wir nächste Woche zu Hause sitzen“, sagt der Manager des FC Bayern München, wenn er nach der Champions League gefragt wird. Nach kurzer Pause fügt er hinzu: „Dafür gibt es nur eine Entschädigung und das ist die deutsche Meisterschaft.“ Michael Ballack, der Spielmacher der Bayern, sagt, dass er sich die Partien der Champions League im Fernsehen anschauen will – „wenn ich nichts Besseres zu tun habe“.

Der FC Bayern ist ein Team der Enttäuschten. Die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga mit sechs Punkten Vorsprung ist für den Verein kein Trost. Das demütigende Scheitern in der Vorrunde des europäischen Wettbewerbs – mit zwei lächerlichen Punkten und nach teilweise miserablen Vorstellungen – zerrt an den Nerven der Spieler. Und es rüttelt an den Finanzplanungen des Vereins. Etwa 30 Millionen Euro, klagte Hoeneß zuletzt, gehen dem Klub verloren.

Ohne Siegesfreude ausdrückende Kommentare hockten sich die Bayernspieler nach dem mühelosen 2:0-Sieg beim Tabellenletzten 1. FC Kaiserslautern zur Heimfahrt in den Mannschaftsbus. Auch am Tag danach liefen sie mit nüchternen Gesichtern über das Trainingsgelände in München, als befänden sie sich auf einem Rachefeldzug gegen die eigenen unerfüllten Erwartungen. Der Teamsponsor, die Deutsche Telekom, präsentierte am Sonntag unter dem grauem Münchner Novemberhimmel seine wichtigsten Werbepartner, den FC Bayern und die Radfahrer vom Team Telekom. Doch selbst daraus wurde keine Jubelfeier. Sachlich, nüchtern und verhalten verlief die Podiumsdiskussion mit Hoeneß und dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge.

Als müssten sie sich jeden Tag aufs Neue zwingen, nicht mehr an die Champions League zu denken, wird im weiß-blauen Fußballfreistaat von neuen Zielen gesprochen. „Zehn Punkte Vorsprung in der Winterpause sind ein Ziel, das traumhaft wäre“, sagte Ballack. Sachlich, nüchtern und verhalten fügte er hinzu: „Ob so ein Ziel aber Realität wird, ist etwas anderes.“ Dabei hätte wenigstens Ballack Grund für etwas mehr Lebensfreude. Er erzielte in Kaiserslautern nach neun Spielminuten das wichtige Führungstor für die Münchner. Nur wenige Minuten später gelang Roque Santa Cruz das 2:0 – und die Bayern hatten das Spiel gewonnen. Die Verfolger der Münchner werden auf Abstand gehalten. „Dass die Dortmunder verloren haben und wir jetzt acht Punkte Vorsprung vor ihnen haben, lässt einem natürlich ruhiger schlafen", sagte Trainer Ottmar Hitzfeld.

Angesichts der Tabellensituation wundert es nicht, dass in München derzeit nicht viel los ist. „Ich hoffe, die Bundesliga wird langweilig“, sagte Hitzfeld sogar. Die anderen Vereine haben sich damit wohl schon abgefunden. „Die sind weg, Bayern ist Meister“, sagte Schalkes Spielmacher Andreas Möller. Hitzfeld scheint der Einzige zu sein, der noch nicht daran glaubt. Er redet von „gewaltigem Druck“, vom „Zwang, Meister zu werden“, und von „harten Wochen im Dezember“. Dann stehen die Spitzenspiele an. „Da wird sich zeigen, wie gut wir sind“, sagt Hitzfeld. Und obwohl die Konkurrenz bereits vorzeitig zum Titel gratuliert, ziert sich auch Nationaltorhüter Oliver Kahn, die Glückwünsche anzunehmen: „Das ist ein ewig langer Marathon bis zum 34. Spieltag.“ Nach überschäumender Freude klingt das nicht gerade.

Langsam aber sicher sind sie trotz allem wieder auf dem Weg, eine gesunde Portion Selbstvertrauen zu entwickeln. „Wir haben es selbst in der Hand. Es ist ein Vorteil, dass wir uns ganz auf die Bundesliga konzentrieren können“, sagt Hitzfeld. Und das Statement von Michael Ballack klang fast schon wie eine Kampfansage. „Nach der Winterpause werden wir uns noch steigern. Wenn man dann keine englischen Wochen hat, kann man auch mal etwas einstudieren.“

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