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© dpa

Sport: Der letzte, große Seufzer

Garmisch feiert die erleichterte Maria Riesch

Garmisch-Partenkirchen - „Alles aus, alles vorbei.“ Maria Riesch stieß einen tiefen Seufzer aus, sie fühlte sich enorm erleichtert, als sie nach gefühlten Hundert Siegerehrungen im Ziel zur letzten von gefühlten Tausend Pressekonferenzen dieses Winters in einem Hotel nahe des Skistadions von Partenkirchen erschien. Direkt nebenan, auf dem Vorplatz der Firma von Maria Rieschs Vaters, feierten die Fans der Doppel-Olympiasiegerin mit Blasmusik, Wurstsemmeln, Schnaps und Schaschlik. Nur Maria Riesch hatte bis zum Abend nichts gegessen. Auf dem Programm standen für sie noch Jubelrunden vor 5000 Fans im Ortszentrum.

Das hatte sie nun davon, das war der Preis dafür, dass sie so oft auf dem Siegerpodest gestanden hatte. 14 Podiumsplätze in dieser Weltcup-Saison, zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen, der Triumph im Gesamt-Weltcup im Slalom, dazu noch Platz zwei im Gesamt-Weltcup, das ist ihre Saisonbilanz. Und jetzt die großen Auftritte zu Hause. Garmisch-Partenkirchen erlebte Maria-Riesch-Festspiele mit Felix Neureuthers Slalom-Triumph als weiterem Höhepunkt. Im Gegensatz zu Neureuther, dem ein Freund am Samstag eine Irokesen-Frisur verpasst hatte, hatte Riesch gestern die Haare wieder schön. Den Teamwettbewerb durfte sie auslassen. In dem schieden die Deutschen früh aus. Den Sieg sicherte sich Tschechien.

Fast hätte die großartige Saison doch noch ein bitteres Ende für Maria Riesch genommen. Denn fast hätte sie den Sieg im Slalom-Gesamtweltcup noch verpasst. Kathrin Zettel aus Österreich lag im zweiten Durchgang in Führung, Riesch dahinter, dieser Abstand hätte von den Punkten her gerade noch ausgereicht, nur durfte sich niemand mehr dazwischen einreihen. Ausgerechnet Susanne Riesch hätte den Gesamtsieg der Schwester gründlich vermasseln können. Aber Susanne Riesch fädelte ein. „Das war ein Nervenspiel“, gab Maria Riesch zu. „Es war mein Glück, dass Suse ausgefallen ist, auch wenn es für sie bitter ist.“

Frauen-Cheftrainer Mathias Berthold war hochzufrieden. Schade nur, sagte er, dass die Kristallkugeln „in der Öffentlichkeit fast nicht wahrgenommen werden“. Der Österreicher richtete auch in diesen Momenten den Blick nach vorne und gibt sich sogar mit den Leistungen von Maria Riesch noch lange nicht zufrieden. „Sie hatte Höhen und Tiefen. Auch Maria ist noch nicht ganz am Zenit, die kann noch viel mehr. In allen Disziplinen. Da müssen wir richtig gut weiterarbeiten.“

Am besten fängt man gleich damit an. Der Urlaub muss warten, für Maria Riesch stehen kommende Woche die nächsten Skirennen auf dem Programm: wieder in Garmisch-Partenkirchen, bei den Zoll-Weltmeisterschaften, wo sie zur Teilnahme verpflichtet ist. Da wird die Zollhauptwachtmeisterin Riesch noch einmal richtig zu kämpfen haben. Vor allem mit der Motivation. Jörg Köhle

Jörg Köhle

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