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Sport: Der Mann mit dem richtigen Ski

Felix Neureuther baut auf Servicemann Habersatter

Auch bei Hans-Peter Habersatter steigt die Spannung, auch er will eine Medaille. Sein Rennen ist vorbei, wenn der WM-Slalom der Männer am Samstag beginnt, dann liegt es nicht mehr in seiner Macht, dann muss Felix Neureuther auch für ihn den Lohn einfahren. Elf Paar Slalomski hatte die Skifirma nach Are transportieren lassen, alleine für den 22 Jahren jungen deutschen Hoffnungsträger, nun tüftelt der Servicemann Habersatter seit Tagen an der Feinabstimmung. Der Schnee sei nicht mehr so aggressiv wie zu Beginn der WM, weil Wind und Kälte nachgelassen haben, erklärt er, nach letzten Tests mit seinem Schützling „werden wir schon den richtigen Ski auspacken“. Einen, der auch zum Titel taugt. „Natürlich kann der Felix Weltmeister werden“, meint Habersatter. Am Material soll es nicht scheitern.

Felix Neureuther lässt keine Gelegenheit aus, die Verdienste des Vertrauensmannes an seinem rasanten Aufstieg in diesem Winter zu würdigen. „Er ist ein wahnsinniger Glücksfall für mich. Ich brauche nie zu grübeln, ob das Material passt.“ Es passt einfach. Sonst wäre das Duo nicht schon zur Nummer sieben der Weltcupwertung aufgestiegen. Man kannte sich schon, als der 39-jährige Habersatter aus Radstatt in Österreich noch für Kalle Palander (Finnland) die Rennski wachste. Weil Palander die Marke wechselte, war der Atomic-Mann plötzlich frei für Neureuther, der nach den gründlich vermurksten Olympischen Spielen in Turin dringend Rat suchte, wie er seine Karriere endlich in die richtigen Bahnen lenken könnte. Mit dem neuen deutschen Alpinchef Wolfgang Maier, der ihn deutlich zu intensiverem Training ermunterte, und mit Habersatter fand Neureuther die richtigen Adressen. „Er ist schon deutlich professioneller geworden“, sagt Habersatter. Und wenn er körperlich weiter an sich arbeite, „wird der Felix in den nächsten Jahren ein ganz Heißer“. Irgendwann auch in den Speeddisziplinen, im Slalom gehört Neureuther schon jetzt zur Weltspitze. „Er fährt wirklich einen brutal schnellen Schwung.“

Der gelernte Skibauer Habersatter darf sich da ein Urteil erlauben. Weil er selbst bis 17 dem österreichischen Nachwuchskader angehörte, ehe ein Schulterblattbruch die Karriere beendete, vor allem aber, weil er danach den besten Fahrern der Welt zu Erfolgen verhalf. Palander gewann mit Habersatters Hilfe zwölf Weltcup-Rennen, davor durchquerte der Salzburger acht Jahre lang mit dem Norweger Lasse Kjus die Welt. Bilanz: 16 Medaillen bei Großereignissen, zwei große Kristallkugeln für den Gesamtweltcup.

Ein schwerer Job war das trotzdem mit Lasse Kjus, erzählt Habersatter, „der hat immer alles vergessen, dem musste man immer alles nachtragen“. Der gute Servicemann ist sich für keinen Service zu schade. Auch bei Felix Neureuther beschränkt sich die Arbeit nicht aufs Skiwachsen. Habersatter ist überall mit Rat zur Stelle, zum Beispiel sei ihm Neureuthers lockere Art vor dem Start aufgefallen: „Da habe ich mir schon erlaubt zu sagen, er soll sich da mal konzentrieren.“

Die beiden ziehen wie Brüder durch den Winter, da muss Habersatter auch mal den Seelenmasseur geben oder die Spaßbremse, wenn der Frohsinn über die Grenzen schwappt. Habersatter meint: „Felix ist halt ein lebendiger Bursche. Aber er vertraut mir voll. Er braucht diese Rundumbetreuung.“ Die auch mal beim gemeinsamen Bier enden darf – bei einem. Ersatzpapa Habersatter achtet eben auch auf den Lebenswandel von Neureuther.

Nur die Rennen muss dieser dann doch alleine fahren. Wie am Samstag den WM-Slalom (10 Uhr/13 Uhr). Außenseiterchancen bestehen, wie auch beim Teamkollegen Alois Vogl. „Das wäre die Krönung“ für Neureuther, „wenn er oder ich eine Medaille holen würden“, sagt Vogl. Hans-Peter Habersatter drückt nur einem die Daumen.

Jörg Köhle[Are]

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