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Sport: Der Meister des Meisters

Durch einen 1:0-Sieg gegen Chelsea erreicht der FC Liverpool das Finale der Champions League

Zwischen dem FC Liverpool und dem FC Chelsea liegen Welten. Oder in Zahlen ausgedrückt: 33 Punkte. So groß ist in der englischen Premier League zurzeit der Vorsprung des neuen Englischen Meisters auf Liverpool. Viermal haben beide Teams in dieser Saison gegeneinander gespielt, dreimal verlor Liverpool, das 0:0 vor einer Woche im Halbfinalhinspiel der Champions League war noch das beste Ergebnis. Bis gestern. Denn im fünften und wichtigsten Aufeinandertreffen beider Klubs siegte die Tradition über das große Geld. Durch ein 1:0 vor 45 000 Zuschauern an der Anfield Road steht der FC Liverpool im Finale der Champions League und hat zum ersten Mal seit 1984 wieder die Chance, den wichtigsten Wettbewerb des europäischen Fußballs zu gewinnen. Dem FC Chelsea, seinem russischen Geldgeber Roman Abramowitsch und Trainer José Mourinho bleibt hingegen – wieder einmal – die Krönung versagt. Dabei hatte Mourinho noch vor dem Spiel gesagt: „Wir werden als Helden nach London zurückkehren.“ Daraus wurde nichts.

Der größeren spielerischen Klasse des neuen Englischen Meisters setzten die Liverpooler, unterstützt von ihren Fans, jede Menge Leidenschaft entgegen. Das Engagement zahlte sich bereits in der vierten Minute aus. Steven Gerrard bediente Milan Baros mit einem feinen Außenristpass. Liverpools tschechischer Stürmer lupfte den Ball über Peter Cech, seinen Landsmann in Chelseas Tor, und wurde dann von diesem über den Haufen gerannt. Schiedsrichter Michel entschied auf Vorteil, weil der Liverpooler Luis Garcia den Ball noch Richtung Tor spitzeln konnte. Der Abwehrversuch von Chelseas Verteidiger Gallas kam zu spät, der Ball hatte die Linie bereits überschritten.

Obwohl anfangs nur sechs Engländer auf dem Feld standen, war es ein typisch englisches Spiel – mit hohem Tempo, großem Eifer und viel Aggressivität. Die Liverpooler, bei denen Dietmar Hamann nach seiner Verletzung wieder in der Startelf stand, sahen sich nach ihrem frühen Führungstor schnell in die Defensive gedrängt. Ihre Konterversuche endeten meist schon kurz hinter der Mittellinie. Doch Chelsea tat sich schwer, die spielerische Überlegenheit zu klaren Chancen zu nutzen. Die beste vergab Cole, der aus spitzem Winkel nur knapp das Tor verfehlte.

Es war ein gewagtes Spiel, das Liverpool trieb. Ein einziges Tor hätte Chelsea zum Einzug ins Finale am 25. Mai in Istanbul gereicht. In der zweiten Hälfte schaukelte das Spiel auf begrenztem Raum hin und her – zwischen Liverpools Strafraumgrenze und dem Mittelkreis. Je länger die Partie dauerte, desto früher attackierten Chelseas Stürmer ihre Gegenspieler. Mourinho wechselte Robben und Kezman ein, zwei Angreifer, dazu Robert Huth als Stoßstürmer. Doch auch das brachte nichts. Frank Lampard scheiterte mit einem Freistoß. 86 Minuten musste Liverpool zittern. Schiedsrichter Lubos gab unerklärliche sechs Minuten Nachspielzeit hinzu. Gudjohnsen vergab die letzte Chance. Dann jubelte die Anfield Road.

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