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Sport: Der Meistermacher

Basketballtrainer Svetislav Pesic gewinnt alles, was es zu gewinnen gibt: Nun auch den Titel der Europaliga

Barcelona/Berlin. Am Tag danach brach die Zeit der Witze an. Svetislav Pesic saß in einem Café in Barcelona, „mit meinen Freunden“, wie der Basketballtrainer des FC Barcelona sagte. Neben ihm hatte Marco Baldi Platz genommen. Der Vizepräsident von Alba Berlin erzählte freundlich, dass dem ehemaligen Trainer seines Klubs jetzt eigentlich nur noch der Olympiasieg fehle. „Typisch Baldi“, erwiderte Svetislav Pesic und lachte, „immer macht er Druck auf mich.“

Dass er mit Druck besonders gut umgehen kann, hat Svetislav Pesic am Vorabend bewiesen. 76:65 (42:34) siegte sein FC Barcelona im Finale der Europaliga am Sonntagabend über Benetton Treviso und holte vor 15 000 Zuschauern im Palau Sant Jordi zum ersten Mal den Titel als beste Vereinsmannschaft Europas. Achtmal hatte Barcelona zuvor im Final Four der Europaliga gestanden, nie stemmten die Spanier am Ende den Pokal in die Höhe. Bis sie Svetislav Pesic zum Trainer machten.

Doch auch Pesic profitierte vom FC Barcelona. „Er hat den richtigen Moment abgepasst, zum richtigen Klub zu gehen“, sagte Baldi. Die Vereinsführung gestattete es ihm, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen zusammenzustellen. Er holte den Italo-Slowenen Gregor Fucka, der ihm das Vertrauen im Finale mit 17 Punkten dankte. Er verpflichtete den deutschen Nationalspieler Patrick Femerling, den er von Alba Berlin kannte und der gegen Treviso neun Punkte machte. Und er holte Dejan Bodiroga.

Der jugoslawische Nationalspieler wurde wieder einmal zum besten Spieler des Final-Four-Turniers gewählt. Diesmal steuerte Bodiroga im Finale 20 Punkte bei. Einzig Tyus Edney konnte bei den Italienern mit 17 Punkten dagegen halten. Bodiroga hatte in den beiden Jahren zuvor sein damaliges Team Panathinaikos Athen zum Europaligatitel geführt. Er gilt als der beste Basketballer, der gegenwärtig in Europa spielt.

Doch es ist nicht so schwer, eine überragende Mannschaft zusammenzustellen, wenn der Verein viel Geld ausgeben kann. Schwerer ist es, das hohe Ziel auch zu erreichen. Zumal der Druck auf Pesic sich noch erhöhte, weil das Finale vor heimischem Publikum stattfand. Und weil der Klub zuvor fünfmal ein Finale der Europaliga verloren hatte. „Ich persönlich habe keine großes Probleme, mit Druck umzugehen“, sagte Pesic. Als der 52-Jährige im Jahr 2001 die jugoslawische Nationalmannschaft übernahm, erwarteten alle den Titel vom Team um Dejan Bodiroga. Pesic holte ihn. Als die Jugoslawen als großer Favorit neben den USA zur WM nach Indianapolis fuhren, endete dieser Trip ebenfalls mit der Goldmedaille.

Was ist das Geheimnis des Svetislav Pesic? „Er liebt seine Spieler“, sagt Baldi, „aber er verlangt von ihnen auch, dass sie alles tun, um den Verein weiterzubringen.“ Seit Pesic im Jahr 2000 Alba verließ, wurde er Europameister, Weltmeister und Europaligasieger. Nur in der Saison als Trainer von Rhein Energie Cologne sprang kein Titel heraus. Mit Alba hatte er zuvor vier deutsche Meistertitel, zweimal den deutschen Pokal und 1995 den Korac-Cup geholt.

Die Erleichterung über den ersehnten Titel war in Barcelona riesig. 2,2 Sekunden vor dem Ende stürmten die Fans bereits das Parkett. Die Zeitnehmer ließen einfach die restlichen Sekunden verstreichen, um die angebrochenen Feierlichkeiten nicht zu unterbrechen. Svetislav Pesic wurde mehrmals in die Luft geworfen und klagte danach über seine ungeordneten Haare. „Die Spieler haben mir eine neue Frisur verpasst.“

Am Montagmittag im Cafe musste Pesic auch noch die Frage beantworten, welcher seiner vielen Titel der schönste sei. Er sagte: „Der nächste.“

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