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Hungrig auf die Schale. Scott Touzinsky von den BR Volleys prüft die Bissfestigkeit der seltsamen Volleyball-Trophäe. Foto: dpa

© dpa

Sport: Der Miniserienmeister

Die BR Volleys verteidigen mit einem dramatischen 3:2 in Friedrichshafen erfolgreich ihren Titel.

Trainer Marc Lebedew saß auf der Bank und hielt die seltsame Meisterschale fest umschlungen, als wollte er sie nie mehr hergeben. Seine Berlin Recycling Volleys haben die Geschichte dieser Finalserie am Sonntagabend zu Ende geschrieben. Nach dem dritten Sieg im vierten Finalspiel gegen den VfB Friedrichshafen ist der alte Volleyball-Meister auch der neue. Dabei schien im fünften Satz bei einem 5:9-Rückstand der Berliner ein fünftes Spiel in der Max-Schmeling-Halle am Mittwoch so gut wie sicher. „Keine Ahnung, wie wir das noch gedreht haben“, staunte der Berliner Robert Kromm. Nach einer tollen Aufschlagsserie des eingewechselten Roko Sikiric siegten die Volleys in einem herausragenden vierten Finale mit 3:2 (25:23, 25:22, 23:25, 22:25, 15:11). Es war der zweite Meistertitel in Folge für die Berliner.

„Am Ende haben wir durch unsere Ruhe das Match aus einer fast aussichtslosen Situation gedreht“, sagte Manager Kaweh Niroomand. „Wir haben nie aufgegeben und konzentriert bis zum Ende gespielt.“ In den Auszeiten ermahnte Trainer Marc Lebedew sein Team vor 3300 zumeist Friedrichshafener Zuschauern immer wieder, die Konzentration weiter hoch zu halten. „Ich glaube am Ende hat der bessere Wille oder der größere Glaube entschieden“, sagte Niroomand.

Auch Glück bei den Schiedsrichterentscheidungen in den ersten Sätzen, vor allem aber eine großartige Moral brachte den Volleys den Sieg. Die Berliner haben sich in der Friedrichshafener Arena schlicht einer Niederlage verweigert. Den größten Anteil daran hatte Paul Carroll, der mit 31 Punkten Friedrichshafens überragenden Hauptangreifer Ventzislav Simeonov (25 Punkte) ausstach.

Friedrichhafens Trainer Stelian Moculescu war nach Spielschluss in höchstem Maße aufgebracht. Er hatte in Schiedsrichter Hans-Dieter Gerrets den Hauptschuldigen für die Niederlage gefunden. „Die ersten zwei Sätze hat uns der junge Mann kaputt gemacht“, schimpfte Moculescu, „der fünfte Satz hätte gar nicht existieren dürfen.“ Im zweiten Satz hatte ihm Gerrets eine Gelbe Karte gezeigt, die den Berlinern einen wichtigen Punkt brachte. „Wenn man nicht will, dass wir Deutscher Meister werden, kann man immer diesen Schiedsrichter schicken“, schimpfte Moculescu weiter. Erst später konnte er sich zu Glückwünschen an die Berliner durchringen. „Sie haben verdient gewonnen und die ganze Saison dominiert“, sagte der Trainer des ehemaligen Serienmeisters.

Berlin präsentierte sich im Vergleich zu Spiel drei, das mit 1:3 verloren gegangen war, wie ausgewechselt und wehrte sich mit aller Macht gegen den drohenden 2:2-Ausgleich in der nach dem Modus „Best of five“ ausgetragenen Finalserie. Weil auch der VfB sich noch einmal steigerte, entwickelte sich das bis dato intensivste Spiel der Serie mit hochklassigem Volleyball vom ersten Aufschlag an.

Am Ende zeigte sich wieder die Berliner als nervenstärker. So schien der erste Satz beim Stand von 18:21 bereits so gut wie verloren. Doch mit vier Punkten in Folge gewannen die Berliner den ersten Satz mit 25:23. Den zweiten Satz konnten sie dann besser dominieren, führten auch dank der Gelben Karte gegen Moculescu mit 19:14 und siegten am Ende 25:22. Im dritten Durchgang lagen die Berliner 8:14 zurück und konnten dennoch bis auf 23:23 aufholen. Nur noch zwei Punkte trennten die Gäste vom zweiten Titel in Folge. Doch diese Punkte gelangen Friedrichshafen. Und mit dem 25:22 im vierten Satz schien Friedrichshafen die Wende geschafft zu haben.

„Das Spiel kippte“, sagte Kaweh Niroomand, „wenn das Spiel anders ausgeht, dann kann es in einem fünften Spiel in Berlin ganz eng werden.“ Doch dazu kommt es nicht mehr, sehr zum Leidwesen von Friedrichshafen. Kapitän Joao Jose lag nach der ersten titellosen Saison des VfB weinend in den Armen seiner Mitspieler.

Bernd Hüttenhofer[Friedrichshafen]

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