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Sport: Der Nachwuchs ist gefordert

Die Berliner Eisbären bauen in dieser Saison noch mehr auf junge deutsche Spieler

Berlin - Der Trainer nahm es gelassen. Den Berliner Eisbären war am Freitagabend gegen die Hannover Scorpions (2:3) auch in ihrem vierten und letzten Testspiel vor dem Saisonstart der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) kein Sieg gelungen, aber Pierre Pagé war mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden. „Wir waren nicht schlecht. Wir trainieren erst seit dem 13. August, Hannover schon zwei Wochen länger.“ Pagé sieht es nicht als Problem an, dass die Berliner vor dem Saisonauftakt in der ersten Runde des Deutschen Eishockey-Pokals beim Drittligisten EHC München am kommenden Sonntag so wenig Zeit hatten, sich einzuspielen. Viel schwieriger sei es, den eingeschlagenen Weg mit dem Einbau deutscher Talente in das DEL-Team fortzusetzen und gleichzeitig Erfolg zu haben.

„Der Altersdurchschnitt des Teams ist in den vergangenen drei Jahren um drei Jahre gesunken“, sagt Pagé. Da Torhüter Oliver Jonas zusammen mit den beiden anderen Eisbären-Spielern Stefan Ustorf und Rob Leask mit der Nationalmannschaft beim World Cup im Einsatz ist, stand in allen Testspielen der 18-jährige Youri Ziffzer im Tor der Berliner. „Die Umstellung war brutal. Die Schüsse kommen fünfmal so schnell auf mich zu wie vorher“, sagt Ziffzer, der von den Jungadlern Mannheim aus der Deutschen Nachwuchs-Bundesliga gekommen ist. Mitte Juli hielten die Eisbären ein großes Sommercamp mit 40 jungen Spielern aus ganz Deutschland ab. „Die jungen Spieler wissen, dass sie bei uns eine Chance kriegen“, sagt Eisbären-Manager Peter John Lee.

Seit einigen Jahren senkt die DEL den in den Jahren nach dem Bosman-Urteil sprunghaft gestiegenen Ausländeranteil schrittweise wieder, in der neuen Saison gilt die so genannte 11+1-Regelung. Jeder DEL-Klub kann zwölf Ausländer unter Vertrag nehmen, auf dem Spielberichtsbogen dürfen aber jeweils nur elf erscheinen. Bei den Eisbären stehen derzeit neun Ausländer unter Vertrag, die Berliner setzen konsequent auf die jungen Deutschen. Neben Ziffzer, der schon in dieser Saison als zweiter Torwart hinter Jonas eingesetzt werden soll, traut Trainer Pagé auch den beiden gerade erst 17-jährigen Stürmern Nils Liesegang (Krefelder EV) und Christoph Gawlik (Jungadler Mannheim) zu, schon in der DEL mithalten zu können. Doch Gawlik, der als das derzeit größte deutsche Eishockey-Talent gilt, fällt wegen einer Schulteroperation bis Januar aus.

Die Eisbären betreiben neben Mannheim und den Kölner Haien die intensivste Nachwuchsförderung in der DEL, trotzdem hat sich der Vizemeister auch wieder mit routinierten Spielern verstärkt. Den sechs Abgängen Bergen, Corriveau, Aldridge, Parent, Roberts und Shannon stehen als Neuverpflichtungen der 30-jährige Ustorf und die Verteidiger Shawn Heins (30) und Derrick Walser (26) gegenüber. Den beiden NHL-erfahrenen Kanadiern war beim Spiel gegen Hannover anzumerken, dass sie noch nicht richtig in die Mannschaft integriert sind. Überhaupt zeigten die Berliner vor allem im Über- und Unterzahlspiel noch Schwächen, die Tore der Hannoveraner fielen alle in Unterzahl der Eisbären.

Doch auch wegen der Verpflichtung von Heins und Walser zählen die Berliner, die in den vergangenen beiden Jahren die Hauptrunde in der DEL dominiert haben, wieder zu den Titelfavoriten. Mit einer so klaren Überlegenheit in der Zeit vor den Play-offs ist in dieser Saison wegen der weiteren Verjüngung der Mannschaft eher nicht zu rechnen, doch die Meisterschaft bleibt sicher weiter das Ziel bei den Eisbären.

Von den jungen Spielern, die bereits in der vergangenen Saison zum Einsatz kamen, lobte Pagé nach dem Spiel gegen Hannover vor allem Florian Busch. „Er hat sich sehr gesteigert. Er spielt viel intensiver, körperbetonter.“ Nur mit der Disziplin hat der 19-jährige Stürmer nach wie vor so seine Probleme. Gegen Hannover bekam er eine zehnminütige Disziplinarstrafe, weil er seinen Mund gegenüber dem Schiedsrichter nicht halten konnte. „Wir haben viele junge Spieler, und die machen noch viele Fehler. Aber wir arbeiten professionell mit ihnen, und sie werden auch immer professioneller“, sagt Pierre Pagé.

Der Erfolg der Eisbären wird in der kommenden Saison noch mehr davon abhängen, wie professionell die Leistung von jungen Spielern wie Busch, den drei 19-jährigen Verteidigern Frank Hördler, Jens Baxmann und Tobias Draxinger oder den ebenfalls 19-jährigen Stürmern André Rankel oder Matthias Forster sein wird. Viel Zeit, nur zu lernen, haben sie nicht mehr.

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