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Sport: Der nächste Crash

Auch Subaru steigt aus: Die Finanzkrise bedroht den Motorsport, weil er sich von den Automobilkonzernen abhängig gemacht hat

Am Dienstag knallte es schon wieder, laut und deutlich. Subaru verkündete seinen Rückzug aus der Rallye-Weltmeisterschaft WRC. Es war der dritte große Crash im globalen Motorsport in kürzester Zeit, nachdem anderntags bereits Suzuki aus der gleichen Serie ausgestiegen war und sich davor schon Honda aus der Formel 1 zurückgezogen hatte. Die Rennsportbranche lauscht nun gespannt, aus welcher Richtung der nächste Knall kommen wird.

Der moderne Motorsport steht am Rand einer ernsthaften Existenzkrise. Ursächlich dafür ist der hohe Anteil der Automobilkonzerne an den großen Rennserien. Mit einem knallharten globalen Marketingwettrüsten haben sie die einstmals vorherrschenden Privatteams seit Ende der Neunzigerjahre weitgehend verdrängt. Angesichts der weltweiten Baisse nehmen sie nun vor den Kosten, die sie in guten Zeiten selbst in die Höhe getrieben haben, reihenweise Reißaus. So strichen auch Suzuki und Subaru ihr Rallye-Engagement, um sich in Anbetracht der Finanzkrise „auf das Kerngeschäft konzentrieren“ zu können. Sie hinterlassen ein delikates Problem: Die verbliebenen beiden Rallye-Hersteller Ford und Citroën genügen den Ansprüchen des Automobil-Weltverbands (Fia) nicht, der für den Weltmeisterschaftsstatus offiziell drei verschiedene Hersteller vorschreibt. Möglich, dass man sich mit der Ernennung der beiden Ford-Ablegerteams Stobart und Munchi’s zu Werksteams behilft.

Auch die Zukunft der DTM ist maßgeblich abhängig von den Bilanzen zweier Hersteller. Zwar beteuern Mercedes und Audi ihre Treue zur Tourenwagenserie, doch sie wissen selbst, wie fragil ihr Gebilde ist. „Ein dritter Hersteller ist nicht überlebenswichtig, aber würde die Sache einfacher machen“, sagte Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich. Seit mehr als einem Jahr wird über eine Reglementsänderung diskutiert, die die finanzielle Eintrittsschwelle deutlich absenkt. Dass die Ampel für ein Rennsportengagement derzeit aber nicht gerade auf Grün steht, weiß Ullrich aus eigener Erfahrung: Seine Firma hat sich unlängst aus der renommierten American-Le-Mans-Serie zurückgezogen, um sich „auf die Schauplätze in Europa konzentrieren“ zu können. Ein Wiedereinstieg von Opel oder ein Neueinstieg etwa von Volkswagen erscheinen unter diesen Voraussetzungen illusorisch.

Im Gegenteil bleibt selbst das VW- Werksteam der vergleichsweise kostengünstigen Rallye Dakar, die ab 3. Januar nach ihrer Absage im vergangenen Jahr wegen Terrorwarnungen wieder ausgetragen wird, von der Krise nicht unberührt. „Wir müssen uns definitiv alle zusammenreißen“, sagt VW-Kopilot Dirk von Zitzewitz. „Neben der Leistung wird auch Sparsamkeit erwartet.“ Es gebe noch keine eindeutigen Signale von VW zur Zukunft des Engagements, aber „in solchen Zeiten ist natürlich alles auf dem Prüfstand“. Allerdings glaubt er, dass die berüchtigte Rallye immer noch genügend Abenteurer und Selbstschrauber anlockt. Selbst wenn die Hersteller die Reißlinie zögen, „würde es die Dakar immer geben“. Auch in der Motorrad-Straßen-WM stellt sich die Lage derzeit vergleichsweise entspannt dar. Durch die relativ niedrigen Kosten ist ein Ausstieg eines Herstellers momentan nicht virulent; selbst Honda bleibt wohl an Bord.

Anders sieht es in der Formel 1 aus. Die Hersteller bilden unter den verbliebenen neun Teams auch nach dem Ausstieg von Honda noch immer die Mehrheit. Fia-Präsident Max Mosley sieht dies seit Jahren mit Argwohn und forcierte nun – aufgeschreckt vom Honda-Aus – das umfangreiche Sparpaket. Damit sollen nicht nur die restlichen Hersteller in der Formel 1 gehalten, sondern vor allem wieder unabhängige Rennställe angelockt werden. Das zeigt auch die Tatsache, dass Mosley die Einführung eines kostengünstigen Einheitsmotors notfalls auch gegen den erbitterten Widerstand der Großkonzerne durchboxen will.

Eine ähnliche Strategie verfolgen Mosley und die Fia nun auch in der Rallye-WM. Ab 2010 wird die Serie nach einem deutlich günstigeren Reglement ausgetragen, um sie attraktiver für Neueinsteiger zu machen. Bis dahin bleibt nur die Hoffnung, dass wenigstens Citroën und Ford weiter Rallye fahren wollen. Es sieht bisher ganz gut aus: Die Franzosen sollten als Titelverteidiger ein berechtigtes Interesse daran haben, die Amerikaner haben trotz heftiger Verluste zumindest eine Zusage für 2009 gegeben. Aber die gilt wohl nur bis zum nächsten Crash.

Christian Hönicke

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