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Macht's gut, Jungs. Timo Werner, rechts, verabschiedet sich im Sommer von seinen Leipziger Kollegen.

© AFP

Der Nationalspieler braucht das volle Vertrauen: Timo Werner wählt London statt Liverpool

Nicht Bayern München, nicht der FC Liverpool: Nationalstürmer Timo Werner entscheidet sich für einen Wechsel zum FC Chelsea.

Hans-Dieter Flick hat einen nicht geringen Teil seines Lebens im Profifußball verbracht, in einer Branche also, die gemeinhin zur Aufgeregtheit neigt. Trotzdem hat sich der Cheftrainer des FC Bayern München eine gewisse Gelassenheit bewahrt. Selbst jetzt, da er allen Grund hätte, erregt zu sein. Zum einen weil er seine Expertise durch seine Vorgesetzten nicht ausreichend gewürdigt sehen könnte; zum anderen weil seinem Arbeitgeber eine ungewohnte Geringschätzung entgegengebracht wird. Dass Timo Werner, der derzeit beste deutsche Stürmer, nicht zu den Bayern wechselt, erfüllt ja mindestens den Tatbestand der Majestätsbeleidigung.

Statt für die Bayern wird der 24 Jahre alte Werner ab der kommenden Saison für den FC Chelsea spielen. Medienberichten zufolge ist der Transfer so gut wie fix, nur Details müssen noch geklärt werden. Werners Entscheidung „muss man respektieren“, hat Flick am Freitag gesagt. „Alles okay.“

Man kann nur spekulieren, ob das wirklich der Wahrheit entspricht. Oder ob Flick sich nicht doch gehörig ärgert. Vom Trainer der Bayern ist bekannt, dass er ein großer Anhänger des Nationalstürmers ist, der bisher für den Konkurrenten Rasenballsport Leipzig spielt – und den viele schon deshalb über kurz oder lang in München gesehen haben, weil es ein Naturgesetz ist, dass sich die Bayern um die jeweils besten deutschen Spieler auf ihrer Position bemühen und diese Bemühungen letztlich auch erfolgreich sind.

Die Bayern sind sich nicht einig

Aber so klar ist die Sache diesmal eben nicht gewesen. Flick hat in dieser Angelegenheit keinen Alleinvertretungsanspruch für den FC Bayern geltend machen können. Es gibt im Klub auch eine wernerkritische Fraktion. Sie hört auf den Namen Hasan Salihamdzic. Und letztlich hat sich der Sportdirektor mit seiner Ansicht durchgesetzt, dass ein exzellenter Konterstürmer wie Werner nicht zum FC Bayern passt, weil der FC Bayern nun mal eher selten Konterfußball spielt. Flick hat in Werner mehr gesehen als einen Sprinter in die tiefen Räume; er hat ihm perspektivisch durchaus die Nachfolge von Robert Lewandowski zugetraut, der in diesem Sommer auch schon 32 Jahre alt wird.

Timo Werner hat nun die Entscheidung getroffen, dass er neben einem passenden Spielsystem auch das uneingeschränkte Vertrauen seiner Vorgesetzten benötigt. Deshalb wird er künftig weder für die Bayern spielen noch für den FC Liverpool, bei dem er sich gegen hochwertige Konkurrenz hätte behaupten müssen. Etwas überraschend hat sich Werner den FC Chelsea als seinen neuen Arbeitgeber auserkoren. Bei den Londonern, bei denen auch sein früherer Stuttgarter Kollege Antonio Rüdiger spielt, soll er einen Fünfjahresvertrag erhalten. Die festgeschriebene Ablöse für den Ausstieg aus dem noch bis 2023 laufenden Vertrag liegt laut „Kicker“ bei 50 Millionen Euro.

Holt Leipzig jetzt Bremens Milot Rashica?

Nach vier Jahren geht damit eine erfolgreiche Liaison zu Ende. 2016 war Werner für insgesamt 14 Millionen Euro vom Absteiger VfB Stuttgart zum Aufsteiger RB Leipzig gewechselt. Seitdem war er in jeder Spielzeit bester Torschütze seines Teams, hat wettbewerbsübergreifend 92 Treffer für den Klub erzielt. Einen entsprechenden Ersatz zu finden dürfte für die Leipziger nicht ganz einfach werden. Milot Rashica von Werder Bremen wird als Kandidat gehandelt. Auch er könnte von einem Absteiger nach Leipzig kommen. Das immerhin wäre schon mal eine Parallele zu Timo Werner. (Tsp)

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