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Im Mai konnte Markus Rehm noch springen. Jetzt ist er verletzt.

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Der Paralympics-Sieger fehlt in Berlin: Markus Rehm: Reden statt springen

Paralympics-Sieger Markus Rehm fehlt verletzungsbedingt bei den deutschen Meisterschaften in Berlin. Er will mit anderen paralympischen Leichtathleten diskutieren.

An den Start gehen wird Markus Rehm am Wochenende nicht – interessante Tage in Berlin stehen dem 26-Jährigen trotzdem bevor. Ein Bluterguss hinter der Kniescheibe hindert den Paralympics-Sieger daran, bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) der Leichtathletik der Behinderten im Jahn-Stadion anzutreten. Am heutigen Freitagabend allerdings hat Rehm einen Termin, der ihm ein mindestens so großes Anliegen ist wie der Wettkampf, den er verpasst. Der zurzeit prominenteste deutsche Paralympionike trifft sich mit anderen deutschen IDM-Teilnehmern, um zu diskutieren – und um Missverständnisse auszuräumen.

"Ich freue mich auf viele Meinungen und auch auf konstruktive Kritik", sagt Rehm. "Ich hoffe, dass wir eine gemeinsame Linie finden." Seit der unterschenkelamputierte Leichtathlet im vergangenen Jahr mehrere Wettkämpfe gegen nichtbehinderte Sportler erfolgreich bestritten hat – und sogar Deutscher Meister im Weitsprung wurde – nimmt er eine Sonderrolle im deutschen paralympischen Sport ein. Ende Mai gewann er gerade erst wieder ein Meeting in Hengelo gegen nichtbehinderte Konkurrenz. Rehm spricht sich dafür aus, in solchen inklusiven Wettbewerben starten zu dürfen, ob in getrennter oder gemeinsamer Wertung.

Diese Haltung kommt nicht bei allen Sportlern gut an. Dabei schwingt die Befürchtung mit, alle Aufmerksamkeit werde sich künftig auf jene wenigen Athleten konzentrieren, deren Leistungen auch im Vergleich mit Nichtbehinderten konkurrenzfähig sind. Zuletzt hatte Heinrich Popow, Paralympics-Sieger im Sprint über 100 Meter, Rehm im Tagesspiegel kritisiert. Die beiden Athleten haben sich mittlerweile ausgesprochen, Ähnliches will Rehm nun auch in Berlin erreichen. "Ich möchte den Rückhalt aller Athleten haben", sagt er.

Als Vorkämpfer wie den südafrikanischen Prothesensprinter Oscar Pistorius, der sich sein Startrecht auch vor Gericht erstritten hatte, sieht sich Markus Rehm nicht. "Ich versuche, einen anderen Weg zu gehen", sagt er. "Ich muss abends noch ruhig einschlafen können." Deshalb will er am Wochenende versuchen, mit seinen Kolleginnen und Kollegen Antworten auf einige Fragen zu finden. "Wo sehen wir unseren Sport in zehn, zwanzig Jahren? Wo wollen wir hin? Für welche Werte stehen wir?", zählt er auf. Und fügt hinzu: "Es geht nicht um Markus Rehm – es geht um alle."

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