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Sport: Der Preis des Erfolges

Alba Berlin klagt über die hohe Belastung der Nationalspieler

Berlin. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft bot am vergangenen Sonntag in der Max-Schmeling-Halle ein trauriges Bild. Der dauerverletzte Jörg Lütcke saß neben dem mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel ausgestatteten Henrik Rödl, der wiederum neben dem mit einem gebrochenen Mittelhandknochen versehenen Stefano Garris Platz nahm. Als das Bundesligaspiel zwischen Alba Berlin und den Opel Skyliners begann, feuerte der Großteil der deutschen Nationalmannschaft die Mitspieler an. Spielen konnte er nicht.

„Wir zahlen den Preis dafür, dass wir so viele Nationalspieler haben“, sagt Albas Trainer Emir Mutapcic vor dem Bundesligaspiel am Sonntag bei Rheinenergy Cologne. So zog sich Rödl bereits die zweite muskuläre Verletzung in dieser Saison zu, was ein Indiz dafür sein könnte, dass die Belastung für seinen Körper zu hoch ist. Seit der Vorbereitung für die Weltmeisterschaft in Indianapolis im vergangenen Juni spielt er nahezu ununterbrochen Basketball. Es könnte so weitergehen. Im Juni endet die Bundesligasaison, im Juli startet die Vorbereitung auf die Europameisterschaft, danach folgen wieder Bundesliga- und wahrscheinlich Europaligaspiele. Im Sommer 2004 schließen sich Olympische Spiele an. Sollte sich Deutschland qualifizieren, wären für Albas fünf Nationalspieler Ruhepausen nicht in Sicht.

Und nun erhöhte die Bundesliga auch noch die Zahl der Vereine von 14 auf 16. Eine Entscheidung, die bei Alba großen Unmut hervorruft, da es eine noch höhere Belastung bedeutet. Trier oder Gießen haben kein Problem mit der Aufstockung. Für diese Klubs bedeutet das höhere Einnahmen, zumal sie nicht auf europäischer Ebene antreten oder Spieler für die Nationalmannschaft abstellen. Bei der Entscheidung über eine Aufstockung überstimmten die Klubs Alba. „Unsere Stimme zählt so viel wie eine Stimme aus Oldenburg oder Trier“, sagt Mutapcic enttäuscht. Er wünscht sich, dass die Verdienste der Berliner um den deutschen Basketball mehr Berücksichtigung finden.

Sieht man von Alba ab, besitzt kein anderer Bundesligist mehr als zwei deutsche Nationalspieler. Im Gegenteil. „In Oldenburg spielen mehr Amerikaner als bei den Sacramento Kings“, sagt Trainer Emir Mutapcic. Alba fühlt sich bestraft dafür, dass sich der Verein um deutsche Spieler bemüht und im Rahmen der Kooperation mit dem Zweitligisten TuS Lichterfelde den deutschen Nachwuchs ausbildet. „Oldenburgs Trainer Don Beck ist seit Jahren in Deutschland“, sagt Emir Mutapcic, „was hat er für den deutschen Basketball getan?“ Zehn von zwölf Nationalspielern, die bei der WM Bronze holten, stammen aus dem Programm von Alba Berlin. Inzwischen überlegt Alba, wie der Klub die Belastung für die Spieler mindern könnte. Eines ist aber auch klar. „Wir können ihnen auch keine Pause geben“, sagt Mutapcic, „die Spieler werden von uns bezahlt und nicht von der Nationalmannschaft.“

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