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Sport: Der Prophet gilt was

Behält Rudi Assauer am Ende doch wieder Recht? Der Manager des FC Schalke 04 hat schon vor Monaten vorausgesagt, wer in dieser Saison Deutscher Meister wird: nicht Leverkusen, nicht München und schon gar nicht Schalke – Assauer legte sich auf Borussia Dortmund fest.

Behält Rudi Assauer am Ende doch wieder Recht? Der Manager des FC Schalke 04 hat schon vor Monaten vorausgesagt, wer in dieser Saison Deutscher Meister wird: nicht Leverkusen, nicht München und schon gar nicht Schalke – Assauer legte sich auf Borussia Dortmund fest. Vor dem letzten Spieltag ist noch alles drin. Der BVB ist in der Tabelle wieder obenauf. Für Assauer kommt diese Wende ein wenig spät, aber nicht überraschend. „Mein Tipp stand lange fest“, sagt er, „nur die Dortmunder Niederlage in Kaiserslautern hat die Sache durcheinander gebracht.“

Nach dem kläglichen 0:1 auf dem Betzenberg hatte Gerd Niebaum, der Präsident des BVB, eine Art Kapitulationserklärung abgegeben. Die vier Punkte, die Bayer noch brauche, werde die Mannschaft in den letzten drei Spielen selbst dann holen, wenn Reiner Calmund mitspiele. Sogar der zuvor forsche Manager Michael Meier gab die Meisterschaft verloren. Doch die Rheinländer nahmen die Kapitulation nicht an, sondern brachten die scheinbar abgeschlagene Borussia durch Niederlagen gegen Werder Bremen und beim 1. FC Nürnberg in die Poleposition. Unvermittelt gelten nun die Westfalen nicht nur bei Assauer als Titelfavorit.

Vor der Schlussrunde spricht vieles für Dortmund. Während die Leverkusener einen Dreikampf gegen ihre Selbstzweifel, gegen Hertha BSC und in gewisser Weise auch gegen Unterhaching bestreiten, dürfte es die Borussia nur mit Werder Bremen als Gegner zu tun bekommen. Sportmanager Michael Zorc sieht bei den BVB-Profis „wieder den richtigen Meisterbiss". Obwohl in der Dortmunder Mannschaft einige Spieler erst Anfang zwanzig sind, wirkt das Kollektiv psychisch stabil. Die Westfalen haben, im Unterschied zu einigen Bayer-Profis, kein Trauma zu bewältigen. Über die Saison gesehen ist es ihnen des Öfteren gelungen, kleine Erfolgserlebnisse in große Fortschritte umzudeuten. Wenn die Dortmunder trotz mäßiger Leistung unscheinbare Siege einfuhren, redeten sie sich selbst ein, diese Art zu gewinnen, sei ein Zeichen von Stärke.

Den Leverkusenern wird gegen Ende der Saison nach jedem Misserfolg eine Ähnlichkeit zu den zwei Jahre zurückliegenden Ereignissen von Unterhaching eingeredet. Die Dortmunder indes verstehen es, niederschmetternde Auswärtsniederlagen wie zuletzt in Stuttgart und Kaiserslautern wenigstens als gutes Omen zu werten. Vor sechs Jahren habe die Borussia in der Rückrunde schließlich auch 0:5 in Karlsruhe verloren, sagt Zorc, am letzten Spieltag habe er als Kapitän dennoch die Schale in Empfang genommen.

Sollte dieses Vergnügen am kommenden Samstag auch Zorcs Nachfolger Stefan Reuter vergönnt sein, hätte sich wieder einmal nicht das schönste Spiel durchgesetzt, sondern das wirkungsvollste. Der Titelgewinn des BVB wäre eine Meisterschaft à la Bayern München – gewonnen vor allem dank der stärkeren Nerven und der größeren Geduld. Auch Assauer wäre, aller Rivalität zum Trotz, mit diesem Ausgang zufrieden, „weil es gut für das Ruhrgebiet wäre". Vor einem Jahr hatte Assauer auf Bayern München als Meister getippt, obwohl vorübergehend vieles für Schalke sprach. Am Ende behielt er Recht.

Richard Leipold

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