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Sport: Der Reinfall von Nürnberg

Deutschland enttäuscht beim 1:1 gegen Litauen und verspielt die Tabellenspitze der EM-Qualifikation

Nürnberg. Nur 15 Minuten schwungvoll Fußball zu spielen, das reicht auch gegen einen drittklassigen Gegner wie Litauen nicht. Im dritten Spiel der EM-Qualifikationsgruppe 5 kam die deutsche Nationalmannschaft in Nürnberg nur zu einem enttäuschenden 1:1 (1:0) gegen Litauen. Damit hat Deutschland die Tabellenführung an Schottland verloren. Nach einer guten Anfangsphase, in der Ramelow vor 40754 Zuschauern im ausverkauften Frankenstadion die Führung erzielte, verlor die Elf von Teamchef Rudi Völler gegen einen schwachen Gegner den Spielfluss. Razanauskas gelang in der zweiten Hälfte der Ausgleich für Litauen. Die angestrebte Wiedergutmachung des DFB-Teams, das zuletzt 1:3 in Spanien verloren hatte, wurde zu einem kompletten Reinfall. Pfiffe begleiteten das deutsche Spiel in der zweiten Halbzeit von Nürnberg. Das nächste EM-Qualifikationsspiel steht für Deutschland am 7. Juni in Glasgow gegen Schottland auf dem Programm, dann folgt vier Tage später die Partie auf den Färöern.

„Wir haben Litauen selber stark gemacht und dadurch zwei wichtige Punkte eingebüßt“, sagte Teamchef Rudi Völler. Dabei hatte sich seine Mannschaft zunächst an die Vorgabe gehalten, mit schnellem Spiel über die Flügel die Litauer in Verlegenheit zu bringen. Dabei gefiel besonders der Dortmunder Frings auf der rechten Seite. Der Defensivmann sollte ursprünglich neben Friedrich, Wörns und Rau die Viererkette in der Abwehr bilden. Doch so defensiv waren die nur auf Konter spekulierenden Litauer ausgerichtet, dass sich Frings mehr dem Mittelfeld zuordnete und einige gefährliche Angriffe einleitete – so auch das 1:0. Der Dortmunder flankte von der rechten Strafraumgrenze auf Schneider, der wiederum auf Böhme zurücklegte. Die Fortsetzung der Geschichte zum Tor hatte allerdings mehr mit Glück denn mit Übersicht zu tun. Böhme traf den Ball nicht richtig, doch Ramelow lenkte den Fehlschuss des Schalkers mit der Hacke ins untere rechte Toreck. Kurz darauf verhinderte Schlussmann Stauce das 0:2. Wieder war es Frings, der für Gefahr sorgte. Doch seinen Kopfball lenkte der Keeper gerade noch zur Ecke.

Mit zunehmender Spieldauer ging allerdings der Schwung der deutschen Aktionen verloren. Das wiederum ermutigte die Litauer, die zuvor nur das eine ihrer drei EM-Qualifikationsspiele gegen die Färöer gewonnen hatten. In ihren gelben Trikots erinnerten die Gäste in Nürnberg ein wenig an die Brasilianer. Doch die Ähnlichkeit mit der Nummer eins der Fifa-Weltrangliste beschränkte sich auf die Hemden. Als die Deutschen schnell spielten, waren die Litauer, die Nummer 104 in der Liste des Weltfußballs, immer wieder überfordert. Doch das wurde immer seltener, und die Deutschen gestattete Litauen eine erste Ausgleichschance noch vor der Halbzeit. Barasas Schuss schlug Rau kurz vor der Linie stehend weg – Kahn wäre geschlagen gewesen.

Der Schwung fand auch in weiten Teilen der zweiten Halbzeit nicht zurück ins deutsche Spiel. Da half auch nicht, dass die litauische Platzhälfte in der Pause gewässert worden war. Der Hintergrund dieser Aktion ließ sich nicht klären, ebensowenig, ob es sich um Absicht oder um ein Versehen handelte. Optisch waren die Spieler von Rudi Völler klar überlegen im Frankenstadion, doch schnelle deutsche Angriffe behielten Seltenheitswert auf dem feuchten Rasen. Einer jener Angriffe führte zum vermeintlichen 2:0. Bobic hatte einen langen Ball gerade noch erreicht und nach innen gepasst, wo Schneider keine Mühe hatte, das Tor zu treffen. Doch der Schiedrichterassistent hatte den Ball zuvor im Toraus gesehen – eine Fehlentscheidung, wie die Zeitlupe später zeigte. Sekunden später stand es statt 2:0 plötzlich 1:1. Immer besser hatte die deutsche Elf den Gegner ins Spiel kommen lassen. Dann ließ Razanauskas mit einer Körpertäuschung Rau hinter sich und traf freistehend vor Kahn zum 1:1. Es war nicht die einzige gute Möglichkeit der Litauer, die nun die deutsche Abwehr durcheinander brachten. Erst in der letzten Viertelstunde drückte die deutsche Mannschaft mit Macht auf das Tor. Doch ob Schneider, Klose, Frings oder Hamann – das Siegtor gelang nicht mehr.

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