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Sport: Der riskante Querpass

Im Wettprozess werden Betrugsmuster deutlich

Bochum - Wie manipuliert man ein Fußballspiel? Darüber haben die vier Angeklagten im ersten Prozess um Europas bisher größten Fußball-Wettskandal noch kein Wort verloren. Doch die Anklageschrift und Staatsanwalt Andreas Bachmann haben am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht Bochum schon einen Einblick in die Muster des Betrugs ermöglicht.

Die Manipulation beginnt mit freundlichen Worten. So hätten die Betrüger Fußballspieler angesprochen und für sich eingenommen. Anschließend wurden Summen vereinbart, manchmal auch Anzahlungen geleistet. Dann waren die Sportler an der Reihe. „Es ging vor allem um eine defensive Spielweise mit angezogener Handbremse“, sagte Staatsanwalt Bachmann, „man sollte auch mal den riskanten Querpass am Strafraum spielen, um den Gegner ins Spiel zu bringen.“

Durch Wetten auf derart verschobene Spiele sollen die vier Angeklagten in 32 Spielen einen Gewinn von 1,6 Millionen Euro gemacht haben. Insgesamt stehen 270 Begegnungen in ganz Europa unter Verdacht. Nicht alle Betrugsversuche waren erfolgreich. Nachdem etwa der Regionalligist SC Verl entgegen der Absprache mit einigen Spielern doch nicht verloren hatte, tauchten die Hintermänner auch beim Training auf, um die Spieler durch ihre Präsenz an ihre Vereinbarung zu erinnern.

Noch dauern die Ermittlungen an, es sind immer noch nicht alle Telefongespräche der Beschuldigten ausgewertet. Die Führungsebene der Betrüger steht daher auch noch nicht vor Gericht. Sie hat sich ein eigenes Kürzel gegeben: „CAIGruppe“, benannt nach Initialen in den Namen der drei Hauptbeschuldigten Marijo C., Ante S. und Ivan P.

Zwei der vier bereits Angeklagten haben es jetzt eilig, das Verfahren hinter sich zu bekommen. Nürettin G., ein in Niedersachsen wohnender Türke, und Tuna A., ebenfalls Türke aus Mönchengladbach, haben den Ermittlern schon ausgiebig Auskunft gegeben und wollen ihre Aussagen auch vor Gericht wiederholen. „Ich hoffe, dass wir vor Weihnachten fertig sind“, sagt Staatsanwalt Bachmann. Die Mitangeklagten Stevan R. und Kristian S. haben sich bisher erst schriftlich über ihre Rechtsanwälte zu den Vorwürfen eingelassen. Friedhard Teuffel

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