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Sport: Der Sand ist unschuldig

Anke Myrrhe über das andauernde Leiden deutscher Tennis-Anhänger

Meldung: „Zwei Deutsche sind in der zweiten Woche der French Open dabei.“ Der hoffnungsvolle Tennisfan schreckt hoch: „Wirklich? Wer denn?“ Meldung: „Boris Becker und Michael Stich werden in der nächsten Woche im Senioren-Doppel der French Open (nicht gemeinsam) antreten.“ Da lässt der hoffnungsvolle Tennisfan mal wieder ein lustvolles „Ach!“, verlauten. „Ach“, sagt er „waren das noch Zeiten, als die beiden Deutschen das Wimbledonfinale erreichten.“ Gut, das ist nun schon 17 Jahre her, aber der hoffnungsvolle Tennisfan erinnert sich sehr gern und in Anbetracht der Leistung der deutschen Tennisprofis von heute auch regelmäßig wehmütig seufzend daran. Deutsche? Im Finale? Das passt nicht mehr zusammen. Von den acht angetretenen Männern – ein paar sogar recht hoffnungsvoll – erreichte in dieser Woche nicht einer die zweite Runde der French Open, das schlechteste Ergebnis seit 27 Jahren. Wenigstens eine der vier Frauen (Sabine Lisicki) überstand Runde eins und scheiterte dann eben in der nächsten. „Wir haben nun mal keine Boris-Becker-Zeiten mehr“, maßregelte Philipp Kohlschreiber seine Tadler nach der Niederlage. Der zum Vergleich herangezogene Becker spricht derweil von einem „Armutszeugnis“.

Erklärungsversuche für das deutsche Scheitern reichen von Lospech bis hin zu Problemen mit dem Sandplatz. In der Jugend trainiere man in Deutschland ja kaum auf Sand. Da schreckt der Tennisfan auf. „Hier spielen doch alle auf Sand“, sagt er verwundert und erinnert sich an Kohlschreibers ersten Turniersieg in München im vergangenen Jahr – auf Sand. Die Erklärungen hinken und der Tennisfan kann sie nicht mehr hören. Er will keinen Boris Becker und keinen Michael Stich. Er würde gern Erfolge sehen und das möglichst nicht im Senioren-Doppel.

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