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Sport: Der schüchterne Sieger

Vladimir Petrovic hat einmal in Berlin trainiert, mit ihm gewann Alba gegen Leverkusen 98:82

Leverkusen . In der ersten Hälfte war er noch richtig schüchtern. Vladimir Petrovic saß ganz außen auf der Auswechselbank von Alba Berlin. Ab und zu wechselte er ein paar Worte mit seinem Landsmann, dem verletzten Jovo Stanojevic. Ansonsten regte er sich kaum. Er erwartete einen ruhigen Nachmittag. Schließlich war er erst am Freitag vom spanischen Erstligisten CB Caceres nach Berlin gewechselt, hatte nur ein Mal mit dem Deutschen Basketball-Meister trainiert. Da würde er kaum viel zum Einsatz kommen, sagte sein Mienenspiel.

Zwei Stunden später war er eines Besseren belehrt worden. Sein neuer Klub hatte bei den Bayer Giants Leverkusen mit 93:82 (45:44) gewonnen, und der 26-jährige Jugoslawe hatte nicht unwesentlichen Anteil daran. In fast 22 Minuten hatte der Flügelspieler neun Punkte erzielt und dabei drei seiner sechs Würfe getroffen. Dazu zeigte seine Statistik sechs Assists, vier Rebounds und drei Ballgewinne. Wenn man nach einem Mal Training so ein Debüt abliefere, dann zeige das, sagte Berlins Trainer Emir Mutapcic nach dem gewonnenen Spiel, „dass er nicht nur ein kompletter Spieler, sondern auch eine Persönlichkeit ist“.

Nach neun Minuten kam Petrovic für Marko Pesic ins Spiel. Da lag Berlin 14:19 zurück. Fast zurückhaltend passte er den Ball überlegt weiter. Auch bei freier Bahn legte er lieber ab. Nach der Halbzeit wirkte er anders. Petrovic saß zwischen den anderen Spielern, redete, lachte und wartete auf seinen Einsatz. Marko Pesic musste wegen einer kleinen Blessur am Knie aussetzen, „da ich Spieler brauchte, die mit voller Aggressivität verteidigen können“, sagte Mutapcic. Petrovic merkte, dass seine neue Mannschaft ihn brauchte. Und er machte das Beste daraus.

Der frühere Berliner Sven Schultze verkürzte mit zwei Dreiern auf fünf Punkte Rückstand für Leverkusen. Da waren noch sechs Minuten zu spielen.

Jetzt tobten die 2000 Zuschauer in der Wilhelm-Dopatka-Halle. Mutapcic reagierte und brachte Petrovic zurück. Der spielte im nächsten Angriff den frei stehenden Henrik Rödl unter dem Korb an. Kurz danach passte er auf Nino Garris, der einen Dreier traf. Zwei Angriffe später zog er die gesamte Verteidigung auf sich, passte zu Collins, der auch aus der Distanz traf.

88:71 führte Berlin danach, der Wille der Leverkusener war jetzt gebrochen. Der verletzte Mithat Demirel und Marko Pesic jubelten Petrovic von der Seitenlinie aus zu. Ihr Lachen war nach den letzten schweren Wochen sehr hoffnungsvoll.

„Er hat genau die kleinen wichtigen Dinge gemacht, die uns fehlen“, sagte Demirel. „Das ist halt mein Spiel“, sagte Petrovic frisch geduscht. „Ich passe gerne, ich verteidige gerne, ich spiele gerne für die Mannschaft.“

Insgesamt sei er „sehr zufrieden“ mit seinem ersten Spiel, denn schließlich wolle er für seinen neuen Klub „immer gewinnen“. Ob Berlin in Zukunft immer gewinnt, ist ungewiss, aber auf alle Fälle wird der Meister mit Vladimir Petrovic mehr Spiele gewinnen als zuletzt. So viel scheint sicher.

Sven Simon

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