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Geld-zurück-Garantie. Investor Kühne fordert 25 Millionen Euro vom HSV.

© picture alliance / dpa

Der Schuldenberg des Hamburger SV: Ein böser Batzen

Den Hamburger SV drücken 100 Millionen Euro Schulden, nun verlangt auch noch Klaus-Michael Kühne seine Investitionen zurück. Der Fußball-Bundesligist muss sparen und Spieler abgeben.

Wie viel Geld der Hamburger SV zumindest einigen Firmen noch wert ist, zeigt die Dimension des neuen Bier-Vertrages: 15 Millionen Euro lässt es sich „König Pilsener“ kosten, ab dem nächsten Sommer den Gerstensaft seiner Marke in der Hamburger Arena auszuschenken. So wurde der altgediente HSV- Partner „Holsten“ ausgestochen. Mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr für die Schankrechte – HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke sprach selbstredend von einem „bemerkenswerten“ Kontrakt. Natürlich war da eine Menge Selbstlob dabei.

Dringend benötigen die HSV-Verantwortlichen derzeit nämlich solch einen Silberstreif am Horizont, denn die Finanzlage der HSV Fußball AG ist alles andere als rosig. Als am Donnerstag bekannt wurde, dass der milliardenschwere HSV-Fan Klaus-Michael Kühne sein Darlehen in Höhe von 25 Millionen Euro aus dem Sommer mitnichten in AG-Anteile umwandeln will, sondern sie verzinst zurückgezahlt haben möchte, sahen einige gar die Lizenz des HSV in Gefahr. So weit sei es nicht, versicherte Frank Wettstein, der Finanzdirektor der AG. „Der Spielbetrieb in der laufenden Saison ist sichergestellt“, sagte er. Dem Vernehmen nach hat auch die Ligazentrale überhaupt kein Interesse, den großen Bundesliga-Standort im Norden auszuradieren.

Wettstein begleitete bereits Dortmund, Aachen und 1860 München in schwersten Zeiten

Aber 100 Millionen Euro Schulden sind eben ein böser Batzen, und nun kommt auch noch die Rückzahlung der Kühne-Millionen in drei Tranchen bis Ende 2017 hinzu. Wettstein sagte: „Für die Zeit ab der Saison 2015/2016 gilt, dass die Rückzahlung von Verbindlichkeiten refinanziert werden muss, wenn die Ertragslage nicht deutlich verbessert werden kann.“ Wettstein sprach von einem „erhöhten Sparzwang“ beim HSV: „Wir müssen unsere Kosten deutlich reduzieren.“ Schon spotten erste, der Klub habe sich im Sanierungsspezialisten Wettstein wenigstens einmal den richtigen Mann geholt: Er begleitete Dortmund, Aachen und 1860 München in schwersten Zeiten und weiß folglich, wovon er spricht.

Kompliziert dürfte die Lage allerdings trotzdem bald werden, denn schon für diese Saison hatte der HSV die Spielberechtigung der DFL nur erhalten, weil Kühnes Millionen in Aussicht standen – und dann auch flossen. Bleiben die Finanzen, wie sie sind, bräuchte Hamburg im Frühsommer 2015 erneut einen ähnlichen Partner. Am liebsten natürlich in Form eines Investors. Beteiligungen sind durch die AG-Form ja seit dem Sommer möglich. Und bewertet ist die HSV AG inzwischen auch – auf 330 Millionen taxierte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG den Klub. Nur gibt es bislang keine Interessenten. Daran dürfte das 0:0 beim FC Schalke am Samstag nichts geändert haben.

Das Hauptproblem ist die teure Mannschaft

Das vollmundige Versprechen des Aufsichtsratschefs Karl Gernandt aus dem Sommer, einige Anteileigner stünden quasi vor der Tür, hat sich nicht bewahrheitet. Gernandt ist seit Wochen abgetaucht. Weil der Anteilskauf auf sich warten lässt, wäre der Klub bereit, Aktien weit unter dem errechneten Wert abzugeben. Schon gab es die passenden Überschriften: Der HSV verramscht sich.

Wettstein und alle im Klub wissen, dass das Hauptproblem die teure Mannschaft ist. 36 Millionen Euro Kaderkosten sollten es sein, 50 Millionen Euro sind es geworden. Deswegen wird Sportchef Peter Knäbel wie seine Vorgänger auch in diesem Winter versuchen, das Team billiger zu machen. Marcell Jansen und Tolgay Arslan sind Verkaufskandidaten. Auch bei anderen wie Gojko Kacar oder Slobodan Rajkovic möchte der HSV die Gehälter einsparen. Im Sommer dürfte es auch prominente Spieler wie René Adler oder Rafael van der Vaart treffen. Der HSV hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt; die neue Führung um Vereins-Boss Dietmar Beiersdorfer hat aus der Not heraus erst einmal so weitergemacht. Da ist der köstliche Hopfen-Deal nur ein Biertropfen auf den heißen Stein.

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