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Favoritenschreck? Die Slowakei mit Mittelfeldstar Marek Hamsik spielt nun gegen Deutschland.

© AFP

Der seltsame EM-Turnierbaum: Favoriten hier, Außenseiter da

Die Topmannschaften hadern mit dem Turniertableau. So dürfte es mindestens ein Außenseiter bis in das Finale schaffen.

Die Ausrutscher von England und Spanien bringen bei der Europameisterschaft einige Topfavoriten in Schwierigkeiten. Auch Weltmeister Deutschland, Gastgeber Frankreich und vor allem den wehklagenden Italienern droht auf dem Weg zum erhofften Finale trotz souverän absolvierter Gruppenphase ein schwieriger Weg. Alle vermeintlichen Topteams befinden sich in einer Hälfte des Turniertableaus. Die bei dem Turnier erstmals zahlreich versammelte B-Prominenz des europäischen Fußballs um Wales, Polen, Kroatien und die Schweiz geht den anderen Weg Richtung Endspiel am 10. Juli.

20 WM- und EM-Titel holten die Mannschaften in der deutschen K.o.-Hälfte. Im anderen Tableauteil sind es: null! Der viel gescholtene EM-Modus hat mit der pikanten Lage nichts zu tun. Die Erfolge der vermeintlichen Außenseiter belegen viel mehr, dass sie sich die EM-Teilnahme verdient haben. So haben es vier von fünf EM-Neulingen geschafft, sich für das Achtelfinale zu qualifizieren.

Italiens Presse findet das Tableau absurd

Mit großer Sorge blickt die italienische Mannschaft schon auf den Beginn der K.o.-Runde. Italiens Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“ titelte am Mittwoch: „Mamma, La Spagna!“ Italien muss im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Spanien antreten, obwohl man sich als erstes Team als Gruppensieger für die nächste Runde qualifiziert hatte. Das französische Fachmagazin „France Football“ prophezeite dem EM-Gastgeber: „Ein machbares Achtelfinale, danach die Hölle.“

„Absurd: Die besten Mannschaften sind alle auf einer Seite“, schreibt Italiens „Gazzetta dello Sport“. „Wenn wir Spanien schlagen, wartet im Viertelfinale wahrscheinlich Deutschland. Erst der Europameister, dann der Weltmeister, wir sind Gruppenerster und werden bestraft“, beschwerte sich auch der „Corriere dello Sport“. Angesichts der anstehenden Kraftproben freut sich zumindest Joachim Löw. „Das sind für mich die tollen Spiele. Da geht es wirklich um viel, die Spannung ist da“, sagte der Bundesstrainer. Im Achtelfinale trifft er mit der deutschen Nationalmannschaft allerdings erst einmal auf die Slowakei.

Groß sind die Sorgen vor allem auch beim Gastgeber. Im Achtelfinale trifft die Equipe Tricolore zwar noch auf Irland, das sich in der Gruppe E als Dritter qualifizierte. Doch in Frankreich beschäftigt man sich schon mit dem möglichen Viertelfinale gegen England. Und schließlich könne das Team im Anschluss ja „dann auf Italien, Deutschland oder Spanien im Halbfinale“ treffen, schrieb „France Football“. „Wir sind noch sehr, sehr weit weg, von einem Finale am 10. Juli im Stade de France zu sprechen.“

Kroatien ist nun ein Finalkandidat

Einen deutlich entspannteren Weg könnten dagegen die bisher überzeugenden Waliser haben. Im Achtelfinale treffen Gareth Bale und seine Kollegen nun auf den Gruppendritten Nordirland. Auch im Viertelfinale wartet definitiv keine Übermannschaft. „Wir sind nicht wählerisch“, sagte Kapitän Ashley Williams der BBC. Dass die Waliser bisher so gut spielen, passt vor allem dem Nachbarn nicht. Auch England debattiert jetzt schon über ein mögliches Viertelfinale gegen Frankreich, das man sich mit einem Sieg gegen die Slowakei hätte ersparen können. „Wenn wir gegen sie spielen, wird es interessant“, meinte Englands Coach Roy Hodgson.

Wie sehr die K.o.-Runde den Erfolgsweg eines Überraschungsteams begünstigt, wird auch am Beispiel Kroatiens deutlich. Die Mannschaft von Trainer Ante Cacic zählt spätestens nach dem 2:1 gegen Spanien am Dienstag zu den Geheimfavoriten. Im Achtelfinale trifft Cacics Team nun auf Portugal. Auch danach droht bis zum Endspiel kein absoluter Hochkaräter. (dpa)

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