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Sport: Der "Sohn eines Eisenbiegers" soll im April gegen Michalczewski boxen

Graciano Rocchigiani saß mit der üblich mürrischen Miene hinter den Mikrofonen und informierte zwei Dutzend Journalisten in der ihm eigenen Liebenswürdigkeit, was Sache ist. "Der Michalczewski soll doch mal nicht bloß gegen Flaschen kämpfen, der Feigling, sondern mal gegen richtige Gegner.

Graciano Rocchigiani saß mit der üblich mürrischen Miene hinter den Mikrofonen und informierte zwei Dutzend Journalisten in der ihm eigenen Liebenswürdigkeit, was Sache ist. "Der Michalczewski soll doch mal nicht bloß gegen Flaschen kämpfen, der Feigling, sondern mal gegen richtige Gegner." Gegen solche wie ihn selbst.

Es war Pressekonferenz, Rocchigiani würde zwei Tage später gegen Michael Nunn um den Titel nach Version des WBC (World Boxing Council) im Halbschwergewicht kämpfen, und Kollege Michalczewski war bis dahin vor allem durch Duelle mit eher mittelmäßigen Kontrahenten aufgefallen. So war das im Januar 1998, als Rocchigiani verbal auf Michalczewski einprügelte.

In Kürze kann er das auch mit den Fäusten tun. Denn Michalczewski, Weltmeister nach Lesart der World Boxing Organization (WBO), hat jetzt einen starken Gegner: Graciano Rocchigiani. Und damit steht fest, dass es nach zahlreichen Ankündigungen nun wirklich zum spektakulärsten Box-Duell kommt, das derzeit in Deutschland möglich ist. Der Kampf soll am Sonnabend, den 15. April, in Köln stattfinden. Das genaue Datum und der Kampfort werden in Kürze offiziell bekanntgegegeben. Der Kampf wird wahrscheinlich live vom Pay-TV-Sender Premiere World übertragen, anschließend soll es eine Aufzeichnung bei Sat 1 geben.

Es ist nicht bloß ein WM-Kampf, es ist eine Revanche. Mehr noch: Rocchigiani will Rache. Er hatte im August 1996 in Hamburg gegen Michalczewski geboxt und bis zur siebten Runde deutlich nach Punkten geführt, als es zum Skandal kam: Rocchigiani schlug noch nach dem Gong, und Michalczewski fiel mit einen bühnenreifen Auftritt fast ins Koma. Zuerst wurde der Kampf mit "Technischem Unentschieden" bewertet, später disqualifizierte die WBO den Berliner. Seither wurde immer wieder über eine Revanche spekuliert, wobei die aber nie zu Stande kam.

Dass Michalczewski und Rocchigiani jetzt doch aufeinandertreffen, hat den branchen-typischen Grund: das Geld. Rocchigiani hat seit zwei Jahren nicht mehr geboxt, sein geplanter Kampf gegen WBC-Weltmeister Roy Jones ist zum wiederholten Mal geplatzt, und mit dem Kampf gegen Michalczewski kann er noch einmal dick abkassieren. Zum vielleicht letzten Mal in seiner Karriere. Das Gesamtvolumen des Kampfs wird wohl zehn Millionen Mark betragen. Auch für Michalczewski ist der Kampf fast zwangsläufig. Er ist zwar seit fünf Jahren Weltmeister, hatte aber nie die entsprechende Popularität und steht jetzt sogar im Schatten der Klitschkos.

Für Rocchigiani geht es noch um viel mehr als bloß um den WBO-Gürtel. Am 29. Januar entscheidet der Weltverband WBC, ob der WBC-Titel im Halbschwergewicht doch dem Berliner zuerkannt wird. Rocky hatte zwar Nunn geschlagen, aber von der WBC wurde er nachträglich nur als Interims-Weltmeister geführt. Stattdessen ernannte die WBC Roy Jones zum Weltmeister.

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