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Sport: Der späte Held von München

Mit zwei Toren in der Schlussphase schießt Miroslav Klose den FC Bayern zum 3:1-Sieg über Dortmund

Der Schmerz zuckte durch den ganzen Körper. Im selben Moment kam die Wut. Es lief die 24. Minute der Partie FC Bayern München gegen Borussia Dortmund, im Strafraum der Gäste herrschte mal Kuddelmuddel. Als die Abwehr den Ball schließlich doch so gut wie geklärt hatte, da kam plötzlich Miroslav Klose angegrätscht, um den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Kevin-Prince Boateng sprang hoch und landete mit dem einen Fuß voll auf der Innenseite von Kloses Oberschenkel. Der Angreifer krümmte sich schmerzverzerrt. „Natürlich war das Absicht. Das habe ich an der Reaktion vom Spieler gleich gemerkt“, erzählte Miroslav Klose nach dem Duschen. Es lag noch Groll in seiner Stimme, aber es kam auch ein bisschen Milde hinzu. „Ich wünsche mir jetzt nicht, dass Boateng im Nachhinein gesperrt wird.“

In diesem Moment konnte noch niemand der 69 000 Zuschauer in der Allianz-Arena ahnen, dass der FC Bayern das Spiel 3:1 gewinnen würde, mit dem zweifachen Torschützen Klose als spätem Helden. Aber die schmerzhafte Szene aus der 24. Minute hatte einen anderen positiven Effekt. Vom malträtierten Klose sprang der Ball zu Franck Ribéry, der sofort flach aufs kurze Toreck abzog. Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller parierte mit Mühe, ließ den Ball aber nach vorn abprallen. Dort stand Zé Roberto und glich per Abstauber aus. Schon früh waren die Gäste durch Nelson Valdez in Führung gegangen (2.), weil Bayerns Martin Demichelis ausgerutscht war und so den Pass auf Valdez nicht mehr hatte abfangen können. Dieses Führungstor war die Initialzündung zu einem spektakulären Fußballabend, über weite Strecken mit Torchancen im Minutentakt.

Und im Mittelpunkt standen immer wieder die Münchner Stürmer Miroslav Klose und Luca Toni, die sich eine Unzahl an Gelegenheiten erarbeiteten, diese aber ebenbürtig ein ums andere Mal vergaben. Es war eine schwierige Entscheidung für Jürgen Klinsmann, als er in der 72. Minute einen der beiden durch den frischen Landon Donovan ersetzen wollte. Auch Klose hatte vor dieser Entscheidung gezittert: „Aber als ich mich umgedreht habe, habe ich Gottseidank gesehen, dass nicht die 18 da stand.“ Klinsmann hatte Tonis Nummer neun aufleuchten lassen – eine Entscheidung, die ihm zwar ein Pfeifkonzert der eigenen Fans einbrachte, sich am Ende aber als exakt die richtige erwies. Vorher aber hatte Klose in der 79. Minute noch die größte seiner vielen, vielen Riesenchancen ausgelassen. Aus etwa fünf Metern brachte er freistehend den Ball nicht an Weidenfeller vorbei.

Acht Minuten später köpfte Dortmunds Brasilianer Felipe Santana den Ball Klose unglücklich vor die Füße. Und diesmal überwand er aus kurzer Distanz den Torwart. In der Nachspielzeit erzielte Klose sogar noch den Treffer zum Endstand von 3:1. Die Bayern haben also die Gunst dieses 19. Spieltags genutzt, an dem ihre vier Konkurrenten um die Tabellenspitze allesamt nicht gewannen, und sind bis auf einen Punkt an den Tabellenführer TSG 1899 Hoffenheim herangerückt.

Und der Mann des Abends, Miroslav Klose, war danach gern bereit, sein vermeintliches Erfolgsrezept mit der Öffentlichkeit zu teilen: „Es zeichnet mich aus, dass ich immer an die nächste Chance glaube.“ Seit Mitte Oktober hat Klose zwölfmal für die Bayern getroffen. Er hat sich neben dem Platzhirsch Toni emanzipiert. Das zeigt auch die Auswechslung des Italieners, der darüber so erbost war, dass er sich nicht ordnungsgemäß von seinem Mitspieler verabschiedete. Darauf angesprochen, schmunzelte Klose und sagte: „Das können wir ja noch miteinander klären.“ Dann aber musste er los. Die nächste Aufgabe ruft: das Länderspiel gegen Norwegen am Mittwoch in Düsseldorf.

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