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Sport: „Der Spielraum ist bei Olympia größer“

Jürg Capol, 40, aus der Schweiz ist als Renndirektor des Internationalen Skiverbandes für den Langlauf zuständig. Mit ihm sprach Benedikt Voigt über den schwierigen Kampf gegen Doping bei den Olympischen Winterspielen.

Jürg Capol, 40, aus der Schweiz ist als Renndirektor des Internationalen Skiverbandes für den Langlauf zuständig. Mit ihm sprach Benedikt Voigt über den schwierigen Kampf gegen Doping bei den Olympischen Winterspielen.

Herr Capol, es gab in letzter Zeit keine Dopingfälle im Langlaufen. Ist der Sport sauber geworden?

Es wäre naiv, wenn ich behaupten würde, das Langlaufen sei hundertprozentig sauber. Aber wir haben nach den Tiefpunkten bei der WM 2001 und den Olympischen Spielen 2002 das System verbessert, um dagegen zu kämpfen. Jetzt gibt es kein systematisches Doping mehr.

Was macht Sie so sicher?

Keine Mannschaft dominiert im Weltcup. Es gibt 12, 13 Nationen, die vorne mitlaufen können. Das ist ein gesundes Bild.

Die deutsche Mannschaft um den Weltcupführenden Tobias Angerer liefert beständig gute Ergebnisse ab. Ist das bereits verdächtig?

Nein, das deutsche Team wird zusammen mit den Norwegern am häufigsten kontrolliert.

Der deutsche Bundestrainer Jochen Behle würde am liebsten die Schutzsperre für Langläufer für zu hohe Hämoglobinwerte abschaffen. Was halten Sie davon?

Als wir noch keine Schutzsperre hatten, lag der durchschnittliche Hämoglobinwert, also die Anzahl der roten Blutkörperchen, bei den Männern bei 17,5. Heute liegt er um zwei Stufen tiefer. Damals gab es viele Dopingfälle. Es muss also irgendetwas damit zu tun haben.

Es gibt aber auch einige Langläufer, die genetisch bedingt einen hohen Hämoglobinwert haben. Dieser kann in der Höhe steigen, was bei den Olympischen Spielen dazu führen könnte, dass sie den Grenzwert überschreiten. Wird es wegen der Höhenlage des Wettkampfortes Pragelato eine Sonderregelung für die Spiele geben?

Der Spielraum wird bei Olympia ein bisschen größer sein. Es könnte passieren, dass in Pragelato Leute laufen, die im Weltcup mit einer Schutzsperre belegt werden würden. Aber das heißt nicht, dass der Grenzwert generell nach oben gelegt wird. Jeder Fall wird von der Medizinischen Kommission einzeln entschieden. Dazu zieht sie die Werte der vergangenen Wochen und Monate in Betracht.

Falls es in Turin doch einen Dopingfall gibt, würde das die Sportart weit zurückwerfen?

Falls wir einen neuen Fall aufdecken, heißt das, dass das Kontrollsystem funktioniert. Wenn es keinen gibt, heißt es, dass das Langlaufen sauber ist. Oder, dass Einzelfälle nicht erkannt wurden.

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