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Sport: Der Steiger kommt

Radprofi Wegmann wird beim Giro bester Kletterer

Berlin - Jetzt muss er nur noch nach Mailand rollen. Berge gibt es heute keine mehr. „Ich bin ganz schön kaputt, aber den Rest halte ich auch noch durch“, hatte Fabian Wegmann am Abend vor der letzten Bergetappe des Giro d’Italia gesagt. Schließlich gab es noch etwas zu gewinnen. Der erst 23-jährige Radprofi vom Team Gerolsteiner wurde gestern am ersten Berg noch einmal Zweiter. Das genügte, um den neuen italienischen Radstar Damiano Cunego in der Bergwertung zu überholen und sich bei seiner ersten Teilnahme an einer großen Rundfahrt überraschend das Grüne Trikot des besten Kletterers zu sichern. Der 22 Jahre alte Cunego (Team Saeco) konzentrierte sich darauf, seine Führung in der Gesamtwertung zu verteidigen. Er wird heute als einer der jüngsten Fahrer in der Geschichte den Giro gewinnen.

Wegmann galt trotz seines Sieges bei der Sachsen-Tour 2003 bisher nur als ein großes Talent für Eintagesrennen. In Italien sammelte er seine Punkte auf den ersten Anstiegen der Etappen. „Bei den ganz langen und ganz steilen Bergen kann ich noch nicht mithalten“, sagt Wegmann. „Aber ich lasse mir gar nicht so gern sagen, nur ein Mann für die Klassiker zu sein. Irgendwann möchte ich auch bei einer großen Rundfahrt vorne mitfahren.“ Sein Image, unbekümmert im Feld der Etablierten drauflos zu fahren, gefällt ihm. „Ich probiere, alles locker anzugehen und nicht zu verkrampfen. Ich habe einfach richtig Spaß.“ Den Erfolg beim Giro hätte er sich zwar „auch nicht erträumt“, aber Wegmann geht selbstbewusst damit um. „Das kann gar nicht schnell genug kommen.“

Große Vorbilder hat er in seinem dritten Jahr als Profi nicht mehr. „Aber von unserem Kapitän Davide Rebellin habe ich viel über professionelle Lebensführung und Konzentration gelernt.“ Und die gute Stimmung beim derzeit so erfolgreichen Team Gerolsteiner motiviert ihn zusätzlich. „Ich bin hier im Moment sehr zufrieden“, sagt Wegmann, dessen Vertrag in diesem Jahr ausläuft. „Sicher sind jetzt mehr Teams an mir interessiert. Aber wir werden bald über eine Verlängerung reden.“

Noch teilt Wegmann das Schicksal anderer deutscher Spitzenfahrer wie Jörg Jaksche, Jens Voigt oder Danilo Hondo, die in der Weltrangliste weit vorne liegen, aber im Schatten von Jan Ullrich nur einer kleineren Öffentlichkeit ein Begriff sind. Doch als guter deutscher Kletterer könnte Wegmann in Zukunft eine Marktnische besetzen. Nach dem anstrengenden Giro will Wegmann „eine Woche nix machen“ – dann startet er Ende Juni bei den deutschen Meisterschaften. Im nächsten Jahr möchte er gerne bei der Tour de France fahren und sich in den Bergen weiter verbessert haben. Der gemeinsame Umzug mit seiner Freundin aus seiner Heimatstadt Münster nach Freiburg kommt ihm da zupass. „Für das Training ist es im Schwarzwald perfekt. Und noch ist es nicht zu spät, ein Mann für die ganz langen und steilen Berge zu werden.“

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