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Sport: Der Stellvertreter

gratuliert Klinsmann zur Heiligsprechung durch Daum Seit gestern kann Jürgen Klinsmann endlich mit gutem Gewissen als Bundestrainer arbeiten. Denn er hat jetzt die ganze Unterstützung der deutschen Fußball-Geistlichkeit.

gratuliert Klinsmann zur Heiligsprechung durch Daum Seit gestern kann Jürgen Klinsmann endlich mit gutem Gewissen als Bundestrainer arbeiten. Denn er hat jetzt die ganze Unterstützung der deutschen Fußball-Geistlichkeit. Den Auftrag zur Rettung des deutschen Fußballs hatte ihm vorher schon Franz Beckenbauer erteilt, aber nun ist auch noch Christoph Daum dazugekommen. Daum ist so etwas wie der Gegenpapst im deutschen Fußball. Er ist abgespalten worden nach einer Sünde, und inzwischen lebt er in türkischem Exil. Regelmäßig versuchen ihn seine Anhänger nach Deutschland zurückzuholen, der VfL Wolfsburg zum Beispiel wollte ihn als Trainer haben.

Bei einem Besuch in Deutschland hat nun Daum gesagt: „Lasst Klinsmann machen. Ich finde es gut, dass er etwas Neues aufbaut. Die Vergabe von Stammplätzen ist der Tod des Leistungssports und Leistungsgedankens.“ Das ist schon eine Heiligsprechung auf Zeit, bis zur WM 2006 nämlich. Klinsmann kann nun mit ganzem Sendungsbewusstsein arbeiten bei dieser Unterstützung. Mit Beckenbauer hat er den Amtsfußball hinter sich, die Bürokratie und die Macht der Bild-Zeitung. Mit Daum gewinnt er die Hilfe der Fußball-Wissenschaft jenseits der Herrschaftsmeinung. So viel Macht hat wohl seit Sepp Herberger kein Bundestrainer mehr gehabt.

Vielleicht sieht Daum in Klinsmann einen Bruder im Geiste, der seine reine Lehre umsetzt. Der Bann gegen ihn ist schließlich noch nicht aufgehoben. Wenn sein Stellvertreter Klinsmann Erfolg hat, dann kann auch der Gegenpapst irgendwann zurückkehren – als neues Oberhaupt des Amtsfußballs.

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