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Sport: Der Tabellenplatz ist nicht so wichtig

Hertha BSC will sich die Zeit nehmen, die der Aufbau einer neuen Mannschaft erfordert

Wer hat das Sagen im Verein? Als Hertha in der vergangenen Saison 13 Spiele lang ohne Sieg blieb, geriet Manager Dieter Hoeneß bei den Fans mehr in die Kritik als Trainer Falko Götz. Hertha hielt trotz der Krise an Götz fest – nach einem einstimmigen Votum des Beteiligungsausschusses und vor allem deshalb, weil sich Hoeneß für Götz eingesetzt hatte. Das Votum für Götz war auch eines für Hoeneß. Seit der Krise demonstriert der Manager seine Macht im Verein nicht mehr so nach außen, die persönlichen Angriffe haben ihm zugesetzt. Der neue Aufsichtsratchef Werner Gegenbauer wacht zudem über die große Linie im Verein, die in ein paar Jahren zurück in die nationale Spitze führen soll.

Was hat sich verbessert? Das Anspruchsdenken. Hertha ist bescheidener geworden. Von utopischen Zielen ist der Klub mittlerweile entfernt und setzt auf den Nachwuchs. Wegen der hohen Schulden gezwungenermaßen. Mit Marcelinho verließ der Star der vergangenen fünf Jahre den Klub. Ersetzt wurde er nicht. Dafür kamen für den Angriff Srdjan Lakic und Christian Gimenez. Auch Niko Kovac, Thorben Marx und Alexander Madlung, die nach vielen Jahren den Verein verließen, wurden nicht direkt ersetzt: Gerade in der Innenverteidigung fehlt hinter den verletzungsanfälligen Josip Simunic und Dick van Burik adäquater Ersatz.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Vor der neuen Saison ist der Job von Falko Götz sicherer als je zuvor: Aufgrund der vier jungen Spieler, die aus der zweiten Mannschaft aufgerückt sind (siehe auch nebenstehenden Beitrag), werden von dem ehemaligen Amateurtrainer und Jugendkoordinator keine Wunderdinge erwartet. Er soll jetzt in Ruhe eine Mannschaft formen.

Welche Taktik ist zu erwarten? Falko Götz lässt gerne ein 4-5-1 spielen, jetzt hat er aber Marcelinho für die Rolle des sehr offensiven Mittelfeldspielers hinter dem Stürmer nicht mehr zur Verfügung. Marko Pantelic stand in der abgelaufenen Spielzeit oft allein vorne. Nach den Verpflichtungen der Stürmer Christian Gimenez und Srdjan Lakic hat Götz mehr Alternativen. Der Argentinier Gimenez wird im Strafraum auf die Chancen warten. Viel Spielraum braucht er nicht.

Welche Platzierung ist möglich? Falko Götz gibt keine Platzierung als Ziel an. Wichtig ist ihm in diesem Jahr die Entwicklung der jungen Spieler. Auf dem Platz werden dennoch vor allem gestandene Profis stehen. Wenn Hertha vom Verletzungspech verschont bleibt und alles optimal läuft, könnte es wieder für den UI-Cup reichen. Ansonsten kann es schnell eng werden. Mit Dortmund, Nürnberg, Stuttgart und Mönchengladbach haben ausgerechnet die Vereine mächtig investiert, die in der Tabelle unmittelbar hinter Hertha standen. Daher können die Berliner auch schnell ins untere Mittelfeld rutschen. Dort können Trainer bekanntlich selten in Ruhe Aufbauarbeit verrichten.

Wer sind die Stars? Yildiray Bastürk hat die Rolle von Marcelinho auf dem Platz schon in der vergangenen Saison übernommen. Für das Theater neben dem Platz will künftig keiner mehr sorgen, hier hat Hertha keinen Ersatz für Marcelinho. Auch der Neuzugang Christian Gimenez betont das Kollektiv. Andere Stars sind noch in Bearbeitung: Der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng kann einer werden, Nationalspieler Arne Friedrich nicht mehr.

Wie sind die Fans? Nicht immer da. 41 100 kamen im Schnitt in der vergangenen Saison, 50 000 hatte Dieter Hoeneß avisiert. Die Fans im Stadion werden der jungen Mannschaft manchen Fehler verzeihen – wenn sie sich erkennbar bemüht, attraktiv zu spielen. Die Zuhausegebliebenen werden ihren nächsten Stadionbesuch aber vor allem anhand der nackten Ergebnisse planen.

Wer ist der WM-Held? Arne Friedrich wurde zwar im Laufe des Turniers besser, aber nach den Leistungen reichte es für den Rechtsverteidiger nicht einmal für die Rolle des Antihelden. Der Gewinner der WM war eher Stürmer Marko Pantelic, der gar nicht im Kader von Serbien-Montenegro stand. Ihm blieb einiges erspart. Das 0:6 gegen Argentinien ließ sich vorm Fernseher oder der Tribüne sicher besser ertragen.

Die gesamte Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/bundesliga

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