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Sport: Der Taktiker von der Nordsee

Trainer Sakalauskas führt Bremerhaven zum Erfolg

Berlin - Man kann den Basketball-Trainer Sarunas Sakalauskas in diesen Tagen ganz leicht ein bisschen ärgern. Es genügt die Frage: „Gegen wen würden Sie lieber im Finale spielen, Bamberg oder Köln?“ In diesem Fall verzieht der Litauer das Gesicht, grinst verlegen und wechselt eine Basketball-DVD von einer Hand in die andere. Die Frage stürzt ihn in ein Dilemma. Einerseits wäre es für den bescheidenen Trainer der Eisbären Bremerhaven deutlich zu verwegen, den Aufsteiger bereits im Finale um die Deutsche Meisterschaft zu sehen. Andererseits muss es das Ziel eines Teams sein, das im Halbfinale steht, auch das Endspiel zu erreichen. Schließlich sagt Sakalauskas: „Ich denke nur an unser nächstes Spiel, aber die Spieler haben den großen Wunsch, ins Finale zu kommen.“

Sarunas Sakalauskas ist ein gewiefter Taktiker. Der zurückhaltende 46-Jährige findet die richtigen Worte – so wie er vor Saisonbeginn in Bremerhaven die richtige Mannschaft zusammengestellt hat. Sein Team ist die Überraschung der Bundesliga, und die ungewöhnlichen Ergebnisse wollen kein Ende nehmen. Nach Bremerhavens Sieg vom Donnerstag (87:85) ist die Nervosität beim Titelaspiranten Alba Berlin vor dem heutigen dritten Halbfinalspiel in der Max-Schmeling-Halle (18 Uhr, live auf Premiere) gestiegen. „Bremerhaven hat als Aufsteiger vor der Saison fast die gesamte Mannschaft ausgetauscht“, sagt Albas Vizepräsident Marco Baldi, „das zeigt doch, welche großen Ziele hier herrschen.“

Der Erfolg aber zog mit Ankunft des litauischen Trainers vor fünf Jahren nach Bremerhaven ein, wo rund 20 Prozent arbeitslos sind. Sarunas Sakalauskas kam zuerst nur für drei Monate zu dem Zweitligisten, der im Mittelmaß dümpelte. Es war ein beruflicher Abstieg für Sakalauskas, der zuvor den litauischen Spitzenklub Zalgiris Kaunas trainiert hatte. Doch er hat das Potenzial geahnt, das in Bremerhaven steckt. Schon bald zog der 46-Jährige mit seiner Frau Ruta und seinem 17-jährigen Sohn nach Bremerhaven. In seinem vierten Jahr gelang schließlich der Aufstieg. Längst wird auch in der Liga das Können des Litauers anerkannt. Experten wählten ihn zum Trainer des Jahres noch vor Bundestrainer Dirk Bauermann und Albas Trainer Henrik Rödl.

Mit einem Etat von 1,5 Millionen Euro hat Sakalauskas ein beeindruckendes Team zusammengestellt. „Bremerhaven ist vielleicht individuell nicht so stark wie Oldenburg, ist aber mannschaftlich geschlossener“, sagt Albas Vizepräsident Baldi, „deshalb ist das Team auch so gefährlich.“ Allerdings fehlt es den Eisbären nach dem Ausfall von Charles Bennett und Dainius Miliunas an Tiefe. „Unsere Bank ist zu dünn“, sagt Sakalauskas, „wir kommen in jedem Spiel in eine Phase, in der unsere Kondition schwindet.“ Das könnte für Alba am Dienstag oder in einem eventuellen fünften Spiel am Donnerstag zum Vorteil werden.

Sakalauskas Vertrag läuft aus. Doch über seine Zukunft habe er sich noch keine Gedanken gemacht, sagt er. Sein Blick voraus reicht in den Play-offs nur bis zum nächsten Spiel. Der Blick zurück geht weiter. „Ich werde diese Saison in guter Erinnerung behalten“, sagt Sakalauskas, „egal wie sie ausgeht.“

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