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Sport: Der Torwart führt das Team

Ulrich Bubolz ist erst 25 Jahre alt – trotzdem hofft der BHC im Hockey-Halbfinale auf seine Routine

Berlin - Ulrich Bubolz muss sich zurzeit intensiv mit Reklamationen auseinander setzen. Das liegt am Thema der Studienarbeit, die der angehende Wirtschaftsingenieur gerade schreibt. Es geht darin um die Einführung eines Qualitätsmanagement-Moduls für interne und Lieferantenreklamationen bei Thyssen-Krupp. Als Torhüter des Berliner Hockey-Bundesligisten BHC hat Bubolz zuletzt wenig Anlass zu Beschwerden geboten. Dass die Berliner im Halbfinale um die deutsche Hallenhockey-Meisterschaft stehen, haben sie vor allem ihm zu verdanken.

„Uli Bubolz war heute überragend“, sagte Teammanager Horst Buhr nach dem 7:6 im Viertelfinale gegen Düsseldorf. Von sechs Strafecken konnten die Düsseldorfer nur eine verwerten, beim Stand von 5:6 hielt Bubolz sogar einen Siebenmeter – und seine Mannschaft damit überhaupt im Spiel.

Wenn der BHC heute im Halbfinale in Duisburg (14.30 Uhr) eine Chance gegen den Hamburger Club an der Alster haben will, wird der Nationaltorhüter wohl wieder eine überdurchschnittliche Leistung zeigen müssen. „Alster ist klarer Favorit“, sagt Bubolz. „Bei denen sitzen Leute auf der Bank, die in jeder anderen Mannschaft in der Stammformation stünden.“ Der Club an der Alster ist mit seiner Erfahrung etwas wie der Anti-BHC. Bei den Berlinern stehen zwei 17-Jährige im Team, kein einziger Spieler aus dem Kader hat je ein Halbfinale bestritten. „Es hat bei uns in den vergangenen Jahren einen ziemlichen Bruch gegeben“, sagt Bubolz. „Da bin ich immer mehr in die Führungsrolle geschlüpft.“ Mit knapp 25 ist der Torhüter der zweitälteste Spieler im Kader der Berliner, er ist der einzige A-Nationalspieler und seit dieser Saison auch Kapitän des Teams. „Das spricht schon für sein Standing“, sagt Stefan Kermas, der Kotrainer der Berliner.

Kermas stand früher selbst beim BHC im Tor, er ist nur zwei Jahre älter als Bubolz, war zeitweise sein Konkurrent, bevor er Trainer wurde. „Längerfristig hätte ich das Duell gegen ihn verloren“, sagt Kermas, „weil Uli eindeutig der talentiertere von uns ist.“ Eine starke Antizipationsgabe bescheinigt er Bubolz, ein für einen Torhüter ungewöhnlich gutes Verständnis des Hockeyspiels: „Er erkennt, wo die Gefahren lauern.“

Schon vor drei Jahren ist Bubolz zum ersten Mal in die Nationalmannschaft nominiert worden, doch bis zu den Olympischen Spielen 2004 war er nur die Nummer drei hinter Clemens Arnold und Christian Schulte. Seit Arnolds Karriereende liefert sich der Berliner nun mit Schulte einen Zweikampf um den Platz im deutschen Tor. Bundestrainer Bernhard Peters sagt: „Beide sind annähernd auf dem gleichen Niveau.“ Was vor allem daran liegt, dass Bubolz enorm aufgeholt hat. Der Bundestrainer schätzt an Bubolz die Besonnenheit, vor allem aber seine Zielstrebigkeit. „Er ist ein sehr athletischer Torwart“, sagt Bernhard Peters. „Das war er vor drei Jahren noch nicht.“

Am Tag des Halbfinales hat Bubolz Geburtstag, dann wird er 25. Früher, mit der Jugend des BHC, ist es häufiger vorgekommen, dass er an seinem Geburtstag ein Endrundenspiel bestreiten musste. „Das war immer ein gutes Omen“, sagt Ulrich Bubolz. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Spiel verloren zu haben.“

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