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Sport: Der Trainerschreck

Der eigenwillige Rajon Rondo kann die Boston Celtics im NBA-Finale gegen die Lakers zum Titel führen

Berlin - Dass Rajon Rondo anders ist als die anderen, zeigen manchmal seine Schuhe und immer seine Stirn. Wenn die Teamkollegen von den Boston Celtics in Auswärtsspielen in schwarzen Schuhen aufs Parkett laufen, wählt der Aufbauspieler meistens weiße oder grüne Basketballschuhe. In Heimspielen hingegen tragen die Celtics weiße Sneakers – und Rajon Rondo manchmal schwarze. Immer umgekehrt aber trägt er sein Stirnband: Das Logo der nordamerikanischen Profiliga NBA zeigt bei ihm nach unten. Deutlicher kann der 24 Jahre alte Basketballprofi nicht zeigen, dass er einen eigenen Kopf hat.

Lange galt der eigenwillige Rajon Rondo als Schrecken der eigenen Coaches, in den aktuellen Play-offs der NBA aber ist er der Schrecken der gegnerischen Trainer. „Die Boston Celtics sind jetzt Rondos Team“, schreibt „espn.com“. Mit durchschnittlich 16,7 Punkten, zehn Assists und 5,3 Rebounds in den Play-offs ist er hauptverantwortlich für die Leistungssteigerung seines Teams, das nach der Hauptrunde nur viertbestes Team im Osten war. Nun aber stehen die Celtics überraschend in der am Donnerstag beginnenden Finalserie (3 Uhr, live bei Sky).

In der Finalserie treffen die Celtics auf die Los Angeles Lakers. Das Duell ist ein Klassiker, der die Basketballfans elektrisiert. Zum zwölften Mal spielen die beiden erfolgreichsten Klubs der NBA im Finale gegeneinander, neunmal gewann Boston, zuletzt 2008. „Boston hat mich überrascht“, sagt US-Präsident und Basketballfan Barack Obama, „aber ich glaube, dass Kobe Bryant, Pau Gasol und Trainer Phil Jackson zu viel für die Celtics sind.“

Doch die Rolle des Außenseiters besaßen die Celtics auch bei ihren Erfolgen über die Cleveland Cavaliers (4:2) und Orlando Magic (4:2). Eigentlich schienen die Celtics um die alternden Stars Paul Pierce (33 Jahre), Kevin Garnett (34 Jahre) und Ray Allen (34 Jahre) ihren Leistungszenit etwas überschritten zu haben – doch Rajon Rondo, nach Meinung von Trainer Doc Rivers schnellster Spieler der NBA, lenkt die Celtics in neue, alte Höhen.

Dabei ist es eine schwierige Aufgabe, als einer der jüngsten Spieler im Team drei erfahrene Stars mit Pässen zu versorgen. „Er hat sich unseren Respekt verdient“, sagt Paul Pierce, „er sagt uns, wenn wir etwas falsch machen, und er zeigt keine Angst vor großen Namen.“ Das dürfte an seiner Persönlichkeit liegen, die Kendrick Perkins einmal so beschrieben hat: „Er ist arrogant, aber auf eine positive Weise.“

Als Kind hatte der Junge aus Louisville, Kentucky, keine Lust auf Basketball. In seiner Jugend wurde er in 14 von 28 High-School-Spielen vom Trainer suspendiert, weil er zu spät oder gar nicht zum Training kam. Später wechselte das radikal, im College von Kentucky nervte er den Trainer mit Überehrgeiz.

An Nummer 21 gedraftet setzte sich Rajon Rondo bei den Celtics bald als erster Aufbauspieler durch. Doch erst in diesen Play-offs hat er endgültig die Führung bei den Celtics übernommen. Die Lakers haben sich in den letzten Tagen im Trainingslager in El Segundo daher auch vor allem mit der Verteidigung gegen Rajon Rondos Temposspiel beschäftigt.

Rondo ist allerdings muskulär angeschlagen, seit er in Spiel sechs in Orlando hart auf das Parkett geknallt war. „Ich werde nicht hundertprozentig fit sein am Donnerstag“, sagte er, „aber ich werde zu 94,7 Prozent fit sein.“ Nach allem, was man in diesen Play-offs von ihm sehen konnte, ist das auch noch ziemlich gut.

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