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Sport: Der überraschte Sieger

Levi Leipheimer gewinnt die Deutschland-Tour

Es blieb ruhig. Jedenfalls auf der Strecke. Die Deutschland-Tour fand an ihrem Schlusstag bei der Ankunft in Bonn den erwarteten Gesamtsieger: Der US-Amerikaner Levi Leipheimer hat die Rundfahrt der Radprofis gewonnen, vor Jan Ullrich. Der Kapitän des Teams T-Mobile hatte am Ende im Gesamtklassement 31 Sekunden Rückstand auf den Sieger vom Team Gerolsteiner. Den neunten und letzten Etappensieg auf der Fahrt von Bad Kreuznach bis in die Bonner Innenstadt sicherte sich der Italiener Daniele Bennati (Lampre) im Massensprint.

Es war unruhig. Rund um das Rennen, vor dem Start und nach der Zielankunft: Natürlich waren die Dopingvorwürfe gegen Lance Armstrong beherrschendes Thema. Leipheimer war von 2000 bis 2001 im US-Postal-Team des siebenmaligen Tour-de-France-Siegers, hatte Armstrong dabei laut eigener Aussage allerdings kaum kennen gelernt. „Bei US Postal hatte ich ein ganz anderes Rennprogramm als Lance. Wir sind in den zwei Jahren vielleicht drei Rennen gemeinsam gefahren.“ Zu den Dopingvorwürfen gegen Armstrong sagte Leipheimer: „Ich bin nicht Lance, das interessiert mich nicht.“

Für die Tour de France hatte Armstrong Leipheimer nie nominiert, dabei bewies sein Landsmann bei der insgesamt 1530 Kilometer langen Rundfahrt von Altenburg nach Bonn seine großen Qualitäten als Rennfahrer. Auch auf der letzten Etappe ließ Leipheimer Jan Ullrich zum Angriff keine Chance. Der Deutsche hatte zwar noch gesagt, dass er mit seinem Team „alles probieren“ werde, doch dann kontrollierte Gerolsteiner an der Spitze des Hauptfeldes das Rennen.

Der 31 Jahre alte Amerikaner feierte mit dem Gewinn der Deutschland-Tour den größten Sieg seiner neunjährigen Profikarriere. Der nur 1,70 Meter große Radprofi war bis zu seinem 19. Lebensjahr Skirennfahrer in seiner Heimat Montana, ehe er nach einem schweren Sturz aufs Rad wechselte. Nach drei Jahren in einer amerikanischen Provinzmannschaft fand Leipheimer im Jahr 2000 Aufnahme ins US-Postal-Team.

Levi Leipheimer war von seinem Triumph bei der Deutschland-Tour überrascht, wie er sagte. Vor der Rundfahrt habe er nicht an seine Chance geglaubt. „Es ist der größte Sieg meiner Karriere“, sagte er. „Aber ich bin realistisch: Jan Ullrich war nicht in Bestform. Es war offensichtlich, dass er nicht auf seinem besten Niveau fuhr.“

Bereits am Dienstagabend flog Leipheimer in seine Heimat. Der Amerikaner kündigte zuvor an, sich kommendes Jahr ausschließlich auf die Tour de France zu konzentrieren. Es scheint so, als ob Levi Leipheimer ein neuer, großer Konkurrent von Jan Ullrich werden könnte. Der Deutsche jedenfalls scheint sich davor nicht zu fürchten. „Ohne meine Erkältung hätte es diesmal sicher anders ausgesehen“, sagte Ullrich.

Hartmut Scherzer[Bonn]

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