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Sport: Der US-Star fehlt beim Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum

Ein letztes Mal fiel der Name Andre Agassi. "Natürlich hätten wir ihn gern hier gesehen", sagte Mark Miles, "aber dieses Turnier lebt nicht von einer Person.

Ein letztes Mal fiel der Name Andre Agassi. "Natürlich hätten wir ihn gern hier gesehen", sagte Mark Miles, "aber dieses Turnier lebt nicht von einer Person." Damit wollte der schneidige Chef der Tennisspieler-Organisation ATP das Thema beenden. "Ich will nicht in der über hundertjährigen Geschichte des Turniers nachschauen, aber ich bin sicher, dass dies das stärkste Feld aller Zeiten in Hamburg ist." Womit er schon bei seinem Lieblingsthema gelandet war. Das neue System im Welttennis mit dem Champions Race anstelle der alten Weltrangliste und der Masters Series anstelle der bisher voneinander unabhängigen großen Turniere in der Kategorie hinter den Grand-Slam-Veranstaltungen, es funktioniert. Dafür steht das Turnier in Hamburg.

Seit Dienstag melden die Hanseaten "ausverkauft". Nur für den Finaltag am Sonntag gibt es noch ein paar Karten, der Rest ist weg. "Wir steigern unseren wirtschaftlichen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um zehn bis 15 Prozent", freut sich Turnierdirektor Günter Sanders. Obwohl die Zuschauerzahl sogar leicht zurückgeht, von insgesamt 108 000 auf 104 000. Aber in diesem Jahr wurden nur Centrecourt-Karten verkauft - zu erhöhten Preisen. Dass der Rubel dennoch rollt, liegt am erlesenen Teilnehmerfeld. Bis auf den lustlosen Agassi und den leicht verletzten Nicolas Kiefer sind alle da: vom zwölfmaligen Grand-Slam-Turniersieger Sampras über den Champions-Race-Spitzenreiter Norman bis zu den Australiern Rafter, Hewitt und Philippoussis, den Spaniern, Kuerten, Rios. 28 der besten 30 im Champions Race schlagen in Hamburg auf. Dass mit Kafelnikow, Rafter, Haas oder Lapentti schon etliche Asse in Runde eins ausgeschieden sind, fällt gar nicht ins Gewicht.

Die ATP kann sich bestätigt fühlen. Die meisten Topspieler, sofern sie gesund waren, traten bei den bisherigen Masters-Series-Turnieren an. In Indian Wells und Key Biscayne war die Elite komplett. In Monte Carlo fehlten Sampras, Agassi, Hewitt. Sampras verzichtete auch auf Rom, Agassi auf Hamburg. Die weiteren Veranstaltungen der Masters Series sind Toronto, Cincinnati, Stuttgart (Halle) und Paris (Halle). Den Jahresabschluss bildet der Masters Cup in Lissabon, die bisherige ATP-WM, mit den acht besten Spielern. Sollten dort auch Agassi, Sampras und Hewitt dabei sein, werden sie Einbußen bei den Bonus-Geldern hinnehmen müssen, die dort ausgeschüttet werden, weil sie Pflichtturniere ausließen. Sollte Agassi als Nummer eins nach Lissabon kommen, hätte er jetzt bereits 1,4 Millionen Dollar verloren. "Das tut auch einem Agassi weh", glaubt Miles. Neben dem Verlust der Punkte für das Race. Die meisten, 200 für den Sieger, gibt es bei den Grand-Slam-Turnieren zu gewinnen. In Hamburg erhält der Gewinner 100 Punkte.

Doch auch die ATP ist nicht ganz sorgenfrei. Zwar wurde die Masters Series bis 2009 für 1,2 Milliarden Dollar an den Rechteverwerter ISL verkauft. Das heißt, jedes der neun Turniere kassiert rund 100 Millionen Dollar in zehn Jahren. Doch ISL kann noch keine spektakulären Sponsorenverpflichtungen bekannt geben. Zehn "Global Sponsors" sollen es werden, bisher stiegen nur Mercedes, Fila und "Newsweek" groß ein. "Wir sind nicht besorgt", sagt Miles, "ISL war klar, dass anfangs investiert werden muss."

Auch mögliche Veränderungen deutete der ATP-Chef an. Bisher läuft die Serie nur in Europa und Nordamerika, die Wachstumsmärkte Asien und Südamerika würden sie sicher auch für potenzielle Sponsoren interessanter machen. Das Stuttgarter Turnier wird, wie zu hören ist, demnächst den Standort wechseln. Auch ein anderer Aspekt ist in der Planung: gemeinsame Damen- und Herrenturniere wie in Key Biscayne und Indian Wells. "Das ist die Zukunft", sagt Miles. Womit schließlich auch Günter Sanders zu seinem Lieblingsthema kommt: "Das ist ein alter Traum von mir. Irgendwann müssen wir Key Biscayne und Indian Wells folgen, wenn wir nicht ein Turnier zweiter Klasse werden wollen."

Dietmar Wenck

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