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Sport: Der Verband mit den vier Buchstaben

Das NOK und der DSB sollen zum „Deutschen Olympischen Sportbund“ (DOSB) fusionieren – viele andere Fragen sind noch ungeklärt

In einem Punkt wird die Fusion keine Einsparung bringen: beim Namen. „Deutscher Olympischer Sportbund“ soll die neue Organisation heißen, die den Sport des Landes künftig zentral verantworten soll, kurz DOSB. So hat es die Strukturkommission der beiden bisherigen Dachverbände beschlossen, die am Dienstag in Hanau ihre Ergebnisse vorstellte. Bisher kamen das Nationale Olympische Komitee, kurz NOK, und der Deutsche Sportbund, kurz DSB, mit jeweils drei Buchstaben aus. „Hauptsache, es steht Olympia drin“, sagte NOK-Präsident Klaus Steinbach. Von Kleinigkeiten will er sich offenbar nicht mehr aufhalten lassen.

Die deutschen Sportfunktionäre haben längst Großes im Sinn. „Lassen Sie uns eine neue Ära bauen, die wir in einer historischen Stunde bald einläuten können“, rief Sportbund-Chef Manfred von Richthofen den Vertretern von Landessportbünden und Fachverbänden zu. Der Applaus im nüchtern getäfelten Kongresszentrum fiel allerdings zurückhaltend aus. Eine Dreiviertelmehrheit, mit der sich jeweils beide Dachverbände am 10. Dezember in Köln auflösen sollen (siehe Zeitplan), ist nach wie vor fraglich. Mehr als 20 Gremien sollen eingespart werden, die Persönlichen Mitglieder des NOK ihre eigenständige Funktion verlieren – da bleibt mancher als Verlierer zurück. Weil der Spitzensport gestärkt werden soll, müssen auch die Landessportbünde um ihren Einfluss fürchten. Wie berichtet, soll ihr Stimmenanteil in der 460 Mitglieder starken Vollversammlung von derzeit 42 Prozent auf zunächst 20,4 Prozent schrumpfen und später bei 27,6 Prozent liegen. In einem Protestschreiben forderten die Landessportbünde gestern deshalb „erhebliche Modifikationen“ am Fusionskonzept. Eine Stimmenmehrheit der olympischen Spitzenverbände auch in Fragen des Schul- und Gesundheitssports sei „nicht haltbar“. In dieser Streitfrage sehen Spitzenfunktionäre die größte Gefahr für ein Scheitern der Reform. Hinter vorgehaltener Hand werden deshalb Nachbesserungen nicht ausgeschlossen, auch wenn Steinbach hofft, dass „mancher Funktionär vielleicht gar nicht undankbar ist, wenn er ein Amt weniger hat“.

Falls die Fusion an den Widerständen kippen sollte, „würde alles so bleiben wie es ist“, sagt von Richthofen. Mit einer gleichbleibend hohen Sportförderung des Bundes sei dann aber nicht mehr zu rechnen. Schon im vergangenen Dezember hatte Innenminister Otto Schily (SPD) gefordert, in den Verbandsgremien müsse „gründlich aufgeräumt werden“.

Die neue Sportorganisation will sich künftig aus öffentlichen Fördermitteln, die sie selbstständig verteilen will, und privaten Sponsoren finanzieren. Das könnte schwierig werden, denn die Einnahmen der Glücksspirale, aus denen sich der Sportbund bislang zu mehr als 40 Prozent finanziert, sind seit Jahren stark rückläufig. Um nicht weiter Verluste zu machen, hat sich des DSB vor einem Jahr ein Sanierungsprogramm auferlegt; es sieht die Streichung von mehr als 20 Stellen vor. „Das durchzusetzen ist nicht leicht“, gab DSB-Generalsekretär Andreas Eichler zu, „aber wir liegen im Plan.“ Sämtliche Risiken können mit den Einsparungen aber nicht ausgeschlossen werden. So sind gegen das NOK noch millionenschwere Schadenersatzklagen von DDR-Dopingopfern anhängig. Auch der Sportwettenmarkt, von dem der neue Verband profitieren will, steht zur juristischen Disposition.

Viele Fragen sind noch offen, natürlich auch die der Besetzung des neuen Präsidentenamtes. NOK-Chef Steinbach hält sich derzeit alle Optionen offen, IOC-Mitglied Thomas Bach macht ein Engagement von seiner internationalen Karriere abhängig. Otto Schily, von Funktionären immer wieder ins Spiel gebracht, dürfte dagegen seit Dienstag nur noch schwer infrage kommen. Denn die Strukturkommission hat die Altersgrenze für ehrenamtliche Funktionäre auf 70 Jahre festgelegt. Die hat Schily schon überschritten.

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