zum Hauptinhalt

Sport: Der vergessene Läufer

Jan Fitschen hat in Leipzig den 3000-Meter-Lauf gewonnen – der deutsche Leichtathletik-Verband ignoriert ihn trotzdem

Leipzig. Vor zwei Jahren stand er unfreiwillig im Mittelpunkt, heute hat man ihn vergessen: Jan Fitschen wurde zum Bauernopfer im verwickelten Dopingfall des Dieter Baumann. In einem sportpolitischen Machtkampf war der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) hart geblieben. Jan Fitschen hatte sich bei den deutschen Meisterschaften für die Hallen-WM in Lissabon qualifiziert. Er hatte die Norm über 3000 m. Doch der größte Erfolg seiner sportlichen Karriere blieb ihm versagt. Denn Jan Fitschen war bei den nationalen Titelkämpfen gegen Dieter Baumann gelaufen. Der Olympiasieger war damals national freigesprochen, international aber gesperrt. Die IAAF sperrte entsprechend ihren Regeln alle Läufer, die gegen Baumann angetreten waren.

Jan Fitschen saß in Lissabon beim 3000-m-Vorlauf auf der Tribüne, nachdem der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mit seinem Antrag, Jan Fitschen laufen zu lassen, gescheitert war.

Über Jan Fitschen wurde vor zwei Jahren so umfangreich wie über keinen anderen WM-Starter berichtet. „Es war aber nicht die Art, die ich mir gewünscht hatte, um im Rampenlicht zu stehen", erzählt der heute 25-jährige Wattenscheider. „Lieber gewinne ich bei den deutschen Meisterschaften und habe dafür nur ein paar kleine Fotos in den Medien.“ Das hat er vor drei Tagen in Leipzig über 3000 m getan. Anfang Februar hatte er mit einem außergewöhnlichen Erfolg auf sich aufmerksam gemacht. Jan Fitschen besiegte in Dortmund über 3000 m Dieter Baumann und fügte ihm auf der Bahn die erste Niederlage gegen einen nationalen Konkurrenten seit fast sieben Jahren zu. Den großen Sieg hatte er, die Norm des DLV für die Hallen-WM in Birmingham nicht. 7:48,00 Minuten waren nötig, bei 7:51,83 steht Jan Fitschens Saisonbestleistung. „Wenn ich ein schnelles Rennen bekommen hätte, wäre eine bessere Zeit drin gewesen“, sagte Fitschen, der 2002 kein Glück hatte. Vor dem 5000-m-Vorlauf bei der EM musste er auf Grund einer Magen-Darm-Grippe passen.

Gemessen nur an seiner Saisonbestzeit, hätte Fitschen bei der Hallen-WM in zweieinhalb Wochen keine Chance, das Finale zu erreichen. Gemessen an seinem Sieg gegen Baumann aber vielleicht doch. Man könnte ihn nominieren, weil er die schwächere internationale Norm von 7:54,57 unterboten hat. „Es gab aber kein Zeichen vom DLV. Der Verband zeigt nicht, dass er sich an Lissabon erinnert und mir nun entgegenkommt“, sagte Fitschen. Vor zwei Jahren war viel von Mitleid die Rede. Sogar der IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai hatte damals erklärt: „Jan Fitschen tut mir Leid, aber wir müssen uns an die Regeln halten." Gestern veröffentlichte der DLV die Nominierungsliste für Birmingham. Der Name Jan Fitschen fehlte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false