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Sport: Der verletzte Diplomat

Pantelic fehlt Hertha heute, will aber dauerhaft bleiben

Berlin - Wenn der sonst so laute Marko Pantelic leise spricht, ist ihm die Sache wichtig. Oder er ist tatsächlich betrübt. „Ich bin traurig, weil ich nicht spielen kann“, flüsterte er am Freitagabend ins Telefon. Kurz zuvor hatte Herthas Spitzenstürmer das Abschlusstraining für das Spitzenspiel gegen Bayern München mit Schmerzen abgebrochen. Er hat eine Kapselzerrung im Knie, nun kommen Probleme im Knochenmark dazu. „Er wollte spielen“, berichtete Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher. „Aber das kriegen wir selbst mit Spritzen nicht hin.“ Die Fans werden heute auf ein Marko-Pantelic-Festival verzichten müssen. Es könnte die letzte Chance gewesen sein. Die letzte große Chance für den leisen Pantelic.

Alle Welt weiß: Herthas Trainer Lucien Favre will ihn loswerden. Pantelic aber will in Berlin bleiben. Deshalb hat er sich in den letzten Tagen gegen seine Knieschmerzen aufgebäumt. Und deshalb hat er seine Stimme immer dann gesenkt, wenn die Sprache auf den Trainer kam. „Ich habe großen Respekt vor ihm“, sagte Herthas Stürmer über Lucien Favre. „Wir kämpfen beide hart für den Verein.“ Nanu, sind denn da gar keine Spannungen mehr zwischen den zwei wichtigsten Angestellten des Vereins? „Brauchen wir nicht mehr.“ Das ist Pantelics Antwort. Als der Fußball-Bundesligist den Vertrag mit Favre Ende Januar bis 2011 verlängerte, da habe er ihm gratuliert. „Warum denn nicht? Er ist mein Chef und macht gute Arbeit.“

Pantelic hat den Ernst der Lage offenbar erkannt. Bleiben dürfen oder gehen müssen – in diesem Spiel hat Pantelic die Macht des Trainers wohl lange unterschätzt, das gute Verhältnis zu Manager Dieter Hoeneß überschätzt. Natürlich, da waren die Friedensangebote, in denen der Stürmer dem Trainer nach einer Krise symbolisch die Hand reichte. Aber Favre so ganz frei heraus zu loben, das ist neu. Man könnte sagen, dass sich der 30-Jährige für eine Vertragsverlängerung über den Sommer hinaus in Stellung redet. So leicht soll es Favre nicht haben, die Trennung vom erfolgreichsten Stürmer zu erklären. „Ich hoffe und glaube, dass er meine tollen Leistungen und Bemühungen anerkennt“, sagt Pantelic. Leise.

Eigentlich ist Politik nichts für ihn. Pantelic sagt oft genau das, was er denkt. Pantelic polarisiert, das sorgt auch außerhalb Berlins für Aufsehen. Dass er sich nun doch einmal auf das Feld der Diplomatie begibt, zeigt seine Wertschätzung für Hertha. Er wird von einem Großteil der Fans verehrt, in der Mannschaft hat er viele Freunde und fußballerisch ist es für ihn nie besser gelaufen als in seinen dreieinhalb Jahren bei Hertha.

Doch die Wunden bei Favre sind tief, nachdem Pantelic ihn einmal so übel beschimpft hat, dass er ihn aus der Mannschaft schmeißen wollte. Zu viel Wert legt Favre auf das Training, dem Pantelic mit dem Verweis auf kleinere Blessuren allzu gerne fernbleibt. Zu wenig passt ein Stürmer in Favres schnelles System, der nur mit dem rechten Fuß schießen kann. Zu unterschiedlich sind der emotionale Serbe und der nüchterne Schweizer.

Heute wird Frieden zwischen beiden herrschen, Marko Pantelic kann nicht spielen. Und wer schießt die Tore?

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