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Sport: Der Verlierer

Kevin Kuranyi kann Urlaub buchen

Gelsenkirchen - Kevin Kuranyi hatte sein Mobiltelefon ausgeschaltet. Der 24-Jährige war gestern einfach für niemanden zu sprechen. Zu groß muss sein Frust über die Nichtnominierung von Bundestrainer Jürgen Klinsmann gewesen sein, als dass er noch Lust verspürt hätte, andere Menschen daran teilhaben zu lassen. Kevin Kuranyi steht für die Fußball-Weltmeisterschaft lediglich auf Abruf bereit – und das hatte er sich selbst wohl niemals träumen lassen.

Noch am Vortag hatte sich der Schalker Profi überaus zuversichtlich gegeben und konnte die Frage nach einer möglichen Nichtberücksichtigung bei der Weltmeisterschaft nicht verstehen. „Der Trainer weiß, was er an mir hat“, sagte Kuranyi. Doch das wussten Jürgen Klinsmann und sein Trainerstab offenbar nicht. Oder zumindest schienen auch sie, wie eine Mehrzahl der Schalke-Anhänger, immer größere Zweifel daran zu hegen, dass der Angreifer eine Stütze, gar ein Erfolgsgarant für das Nationalteam sein könne. Denn auch dem Nationaltrainer dürfte es nicht entgangen sein, dass Kuranyis Leistungen der vergangenen Wochen beim FC Schalke 04 ihn nicht gerade dazu qualifizierten, einen Anspruch auf eine Berücksichtigung zu stellen. Von Trainer Mirko Slomka oft als alleinige Spitze im Sturmzentrum aufgestellt, zeigte er regelmäßig größte technische Schwächen und konnte zudem in mancher Szene Defizite im Spielverständnis nicht verbergen. Und als ihn in den letzten Saisonspielen nicht nur Tore, sondern auch der von seinen Trainern zuvor so oft gelobte Kampfgeist in der Defensive (Slomka: „Kevin arbeitet excellent nach hinten.“) verließ, wirkte der einstige Popstar des deutschen Fußballs oft fast schon verloren auf dem Feld. Lediglich dann, wenn er seine Kopfballstärke ins Spiel einbringen konnte, genügte er höheren Ansprüchen.

Vor seinem Wechsel vom VfB Stuttgart zu Schalke zählte Kevin Kuranyi zu den festen Größen in der Nationalmannschaft. In gewisser Weise bescherte der Stürmer dem neuen Bundestrainer einen guten Start. Gleich im ersten Länderspiel unter Klinsmann im August 2004 in Wien gegen Österreich schoss Kuranyi den 3:1-Sieg im Alleingang heraus. Im ersten Amtsjahr von Klinsmann war er sogar mit zehn Treffern erfolgreichster Schütze. Sein letztes Tor für Deutschland liegt aber fast ein Jahr zurück. Kuranyi erzielte es beim 2:2 gegen Argentinien während des Confed-Cups im Juni 2005.

Im WM-Jahr fand der Schalker Stürmer nicht mehr seine Form. Gegen Italien war Kuranyi von Klinsmann nicht in die Auswahl berufen worden. Das war ein erster Warnschuss. Gegen die USA hatte er anschließend wegen einer Meniskus-Operation gefehlt. Jetzt kommt das WM-Aus. Kuranyis Ausbootung begründete Klinsmann gestern mit dessen Formschwäche nach der Winterpause: „Kevin hat in diesem Jahr sicher Probleme gehabt.“ Der 22-jährige Mike Hanke und der zehn Jahre ältere Oliver Neuville hätten laut Klinsmann „eine Nasenspitze“ vorne gelegen.

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