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Sport: Der vierfache Lotus

Wer Lotus mag, dessen Herz wird nun höher schlagen. Die legendären britischen Rennautos des genialen Masterminds Colin Chapman waren 1994 von der Formel-1-Bühne verschwunden.

Von Christian Hönicke

Wer Lotus mag, dessen Herz wird nun höher schlagen. Die legendären britischen Rennautos des genialen Masterminds Colin Chapman waren 1994 von der Formel-1-Bühne verschwunden. Doch nach der Dürre kommt auf Lotus-Fans jetzt eine Flut zu. Nächste Saison könnten gleich vier Lotus- Autos an den Start rollen – und zwei Lotus-Teams. Dahinter verbirgt sich ein bizarrer Streit um den Namen der Blüte.

Der malaysische Unternehmer Tony Fernandes kam 2010 mit seinem Rennstall in die Formel 1, für den er von der Lotus Group (dem Sportwagenhersteller) die Rechte für das Etikett „Lotus Racing Team“ erwarb. Am Mittwoch nun aber entschloss sich Lotus (der Autokonzern) zu einem echten Comeback in der Formel 1. Dazu erwarb man Anteile des Renault-Rennstalls; die Franzosen liefern künftig nur noch Motoren. Allerdings auch an Fernandes’ Team – mit dem verwirrenden Ergebnis, dass bald „Lotus Renault GP“ gegen das „Team Lotus Renault“ fahren könnte, beide mit schwarz- gold lackierten Wagen wie in alten Tagen.

Fernandes fand nämlich einen Weg, Lotus (den Namen) zu behalten, den ihm Lotus (der Autokonzern) eigentlich wieder entzogen hatte. Er kaufte die Bezeichnung „Team Lotus“ von David Hunt. Der hatte 1994 die Konkursmasse von Chapmans Ur-Rennstall erworben. Team Lotus (der Rennstall) war wie Lotus Cars (die Straßenautosparte) eine eigenständige Tochter der Lotus Group (des Autokonzerns).

Bei der Lotus-Inflation kann man schon mal den Überblick verlieren. Deswegen verklagt der Autokonzern nun Fernandes, ein Gericht soll sich mit der großen Frage befassen: Wer ist Lotus? Die Antwort weiß wohl nur Colin Chapman. Leider hat er sie 1982 mit ins Grab genommen.

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