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Sport: Der Zorn des Siegers

Uli Egen hatte gewonnen - und schimpfte, was das Zeug hielt. Das Berliner Eishockey-Derby in der DEL war vor 7300 Zuschauern in der Deutschlandhalle gerade mit einem 4:0 (0:0, 2:0, 2:0)-Sieg für den EHC Eisbären zu Ende gegangen, da knöpfte sich der Trainer des Siegers die unterlegenen Capitals vor.

Uli Egen hatte gewonnen - und schimpfte, was das Zeug hielt. Das Berliner Eishockey-Derby in der DEL war vor 7300 Zuschauern in der Deutschlandhalle gerade mit einem 4:0 (0:0, 2:0, 2:0)-Sieg für den EHC Eisbären zu Ende gegangen, da knöpfte sich der Trainer des Siegers die unterlegenen Capitals vor. "Was habe ich da im Vorfeld des Derbys alles von den Capitals gehört - von wegen, am Sonntag geben wir den ohne System spielenden Eisbären den Rest", zeterte Egen. "Da haben wir heute wohl alle Lügen gestraft, wir waren die klar bessere Mannschaft."

In diesem Punkt wollte Egen niemand widersprechen, nicht einmal der Kapitän der Capitals. "Wir hatten heute überhaupt keine Chance", sagte Heinz Ehlers, "besonders im Powerplay waren uns die Eisbären einfach zu deutlich überlegen." Eine treffende Analyse, denn derart taktisch diszipliniert wie gestern im Gastspiel beim ungeliebten Lokalrivalen aus dem Westen Berlins haben die Hohenschönhausener in dieser Saison dekkbar selten aufgespielt. Konter oder gar aussichtsreiche Torchancen ließen die Eisbären in der Deutschlandhalle so gut wie gar nicht zu. Geduldig warteten die Eisbären auf ihre Chancen. Die kamen spät und wurden gnadenos ausgenutzt.

Es war in den letzten fünf Minuten des zweiten Drittels, als Wjatscheslaw Fanduls nach einem Stockstich gegen Eisbären-Stürmer Sven Felski mit fünf Strafminuten sowie einer Spieldauerstrafe belegt wurde. Es war dies eine harte, vieleicht zu harte Entscheidung des Schiedsrichters Petr Chvatal. "So schlimm war das Foul gar nicht", sagte Felski später. Die Aufforderung zum Toreschießen nahmen seine Kollegen dennoch dankbar an. Steve Walker und David Roberts trafen in Überzahl. Damit war die Vorentscheidung gefallen.

Im Folgenden fehlten den Capitals Kraft und Ideen. Steve Larouche und Jeff Tomlinson sorgten im Schlussdrittel mit ihren Toren noch für ein dem Spielverlauf gerecht werdendes Ergebnis, das einige bei den Capitals offensichtlich verärgerte. Der frühere Manager Lorenz Funk, inzwischen Marketingchef bei den Capitals, mischte in seine Analyse noch einen deftigen Schuss Theatralik. "Wir wollten in Schönheit sterben", sagte Funk.

Mit den schönen Dingen, die ein Eishockeyspiel so ausmachen, war es bei den Capitals am Sonntag nicht weit her. Das war auf dem Eis genauso wie auf den voll besetzten Rängen in der Deutschlandhalle. Dass spätestens im letzten Drittel nur noch die Anhänger der Eisbären feierten, versteht sich von selbst. Doch auf dieses akustische Übergewicht hatte der Gast aus dem Osten in der Arena tief im Westen schon von der ersten Minute an bauen können. Der Anhang der Capitals blieb stumm.

Nach der Schlusssirene liefen die Eisbären ihre Ehrenrunden und waren von der Stimmung in der Deutschlandhalle schwer beeindruckt. "Ich hatte das ganze Spiel eine Gänsehaut", sagte der kanadische Torhüter Richard Shulmistra. "So viel Leidenschaft bei den Fans, so etwas gibt es bei uns in Nordamerika im Eishockey nicht." Shulmistra wurde gestern am lautesten von seinen Fans gefeiert. Er lieferte gegen die Capitals eines seiner besten Spiele für die Eisbären ab und kam bereits zu seinem dritten "Shut-out", also einem Spiel ohne Gegentor.

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